Re: Geschlechtsneutrale deutsche Übersetzung
> Am Do, den 19.08.2004 schrieb Gerfried Fuchs um 16:04:
> > * Sebastian Kapfer <sebastian_kapfer@gmx.net> [2004-08-19 15:11]:
> > > Du meinst statt der männlichen überall die weibliche Form zu
> > > verwenden?
> >
> > Ja. Würde auch mehr Leute zum Denken animieren.
>
> Ich bin strikt dagegen. Zum einen, weil wir nicht hier sind, um die
> Leute zum Denken zu animieren - die Texte sollen den Zweck erfüllen,
> die entsprechenden Informationen zu übermitteln, und nicht die Welt
> verändern.
Die Diskussion kam doch auf, weil es darum ging, Frauen einzuladen, sich
stärker an Debian zu beteiligen. Dieses Ziel könnte besser wohl kaum
erreicht werden. Die umgekehrte Form mit Fußnote kommt als leeres
Lippenbekenntnis herüber, insbesondere kombiniert mit den Vorurteilen,
wie sie hier bereits geäußert wurden und ev. auch auf anderen Listen
durchschimmern. (»Emanzen«, »Frauen interessieren sich nicht für
Technik«, Salzstreuerin«)
Zum Thema »Welt verändern / verbessern«: Die FSF wurde laut RMS salopp
gesagt gegründet, um »deinem Nachbarn zu helfen«, um Software mit
anderen Menschen zu teilen. Das hat auch ein bischen mit »Welt
verbessern« zu tun. Bei Debian gibt es den Gesellschaftsvertrag, die
Richtlinien für Freie Software. 900+x Freiwillige arbeiten in ihrer
Freizeit an Debian -- »just for fun«, und aber auch um ein bischen die
Welt zu verbessern.
>
> Zum anderen, weil es keine „männliche Form“ in diesem Sinne gibt. Es
> wurde schon an anderer Stelle angesprochen: Zur männlichen Form wird
> sie vor allem dadurch, dass man ihr eine weibliche gegenüberstellt.
> Ohne die Abgrenzung der weiblichen Form wäre sie schlicht die
> neutrale, wenn auch bedauerlicherweise in der überwiegenden Mehrheit
> der Fälle mit männlichem Genus.
Dann meinst du also, dass die Übersetzungen so zu belassen sind, wie sie
jetzt sind? Auch eine Fußnote wäre ja dann unnötig, weil wir ja
schließlich die »Grundform« benutzen? Wenn das das Ergebnis der
Diskussion wäre, wie Frauen stärker »eingeladen« werden können, dann,
tja, würde wohl eher das Gegenteil erreicht...
[...]
> Am Do, den 19.08.2004 schrieb Jens Nachtigall um 14:40:
> > Sprache ist nunmal ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, [...]
>
> Das ist übrigens auch so eine Metapher, die man lieber nicht
> verwendet hätte. Wenn also Sprache ein Spiegelbild unserer
> Gesellschaft ist, welchen Sinn hat es dann, am Spiegel herumzumalen?
Es ist vielmehr die Frage, welches Bild im Spiegel zu sehen ist. Z.B
nehmen Frauen nun schon seit mehreren Jahren an den Olympischen Spielen
teil -- diese Wirklichkeit »spiegelt« sich nun in der Sprache. Es gibt
die Siegerin, die Erste, Zweite, Dritte, Letzte... Genauso gibt es
Frauen, die Debian mitentwickeln bzw. benutzen, was sich sprachlich
bislang noch nicht beim Debian-Projekt spiegelt. Erkennt man diese
Wirklichkeit an, dann gibt es auch die Entwicklerin bzw. Benutzerin.
Grüße,
Jens
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