Am Dienstag, den 30.05.2006, 15:48 +0200 schrieb Helmut Hullen: > Hallo, Alexander, > > Du meintest am 30.05.06 zum Thema Re: Dringend Hilfe gesucht !: > > >> Freiheit hin oder her: [..] > > > Danek fuer den "konstruktiven" Beitrag zu diesem Thread. Haette > > ich Kinder in deiner Klasse, wuerde ich sie von der Schule nehmen. > > Nur zu. > Ein Lehrer hat nun mal bestimmte Dienstpflichten zu erfüllen - darauf > achten nicht nur andere Eltern, sondern auch Vorgesetzte, und notfalls > Staatsanwaltschaft und Gerichte. Riecht für mich nach Kadavergehorsam. > Schule soll zwar auch zum mündigen Staatsbürger erziehen, aber schon > die Schulpflicht schränkt Freiheit ein. Und ist insofern der Rechtfertigung bedürftigt, weil jede Einschränkung der Freiheit nur dann eine Chance hat hingenommen zu werden, wenn sie das Individuum rational für sich erklären kann. Wo diese Einsicht in die Notwendigkeit fehlt, ist zu erwarten, dass der Staat bereit sein muss, in diesem Fall die Schulpflicht mit Gewalt durchzusetzen. Entweder die Medien übertreiben das Problem der Schulverweigerung oder mein Eindruck ist richtig, dass fehlende Einsicht in die Notwendigkeit weit verbreitet ist und die Aufklärung versagt. > Und solange die Kinder nicht volljährig sind, hat jeder Lehrer auch > Schutz-Pflichten zu übernehmen, solange die Kinder in der Schule (also > ausserhalb des Einflussbereichs der Erziehungsberechtigten) sind. Vielleicht kommt mir das nur so vor, aber ich glaube die Debatte wird hier zu sehr auf Extrempositionen zugespitzt. Imho geht es nicht darum, Freiheit gegen Jugendschutz einzutauschen oder umgekehrt, vielmehr sollten Kinder lernen eigenverantwortlich zu bestimmen, was sie sehen und wie sie es bewerten. Dabei ist es legitim bestimmte Altersgruppen von bestimmten Inhalten auszuschließen. Es ist aber illusorisch davon auszugehen, dass Kinder/Jugendliche von allem abgeschirmt werden können, ohne permanente Kontrolle auszuüben (was zu recht als ebenso schädlich bewertet wird). Besser ist es, Kindern/Jugendlichen die Bildung zu vermitteln, die es ihnen ermöglicht mit Bildern und Texten umzugehen, die sie gefährden, wenn die Kontrolle versagt. Ein solches Versagen war -- glaube ich -- Anlaß dieses Threads und ich denke, solches Versagen ist der Normalfall und an sich nicht problematisch. Problematisch ist, dass Lehrer offenbar völlig unvorbereitet damit umgehen müssen und zu panischen Löschaktionen greifen, die dann Postings nach sich ziehen, weil *nacher* auffällt, dass es Datenschutz und persönliche Rechte gibt. Ich sage ganz frei, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich an Bernds Stelle irgendetwas besser gemacht hätte. Aber es weist mich darauf hin, was ich lernen muss und was andere Lehrer lernen müssen, Dienstpflicht hin oder her, aber bitte unter besonderer Beachtung der Freiheitsrechte, wo einige bei "hin oder her" zu Recht keinen Spaß verstehen. Der einzige sinnvolle Leitgedanke scheint mir zu sein, dass Schule wenn sie einen Sinn haben soll der Aufklärung dienen muss. Die Schule hat keinen Sinn als staatliche Anstalt und als solche keine Wert, einzig als Instrument der Aufklärung ist sie legitimierbar. Zu oft scheinen mir Schulen nicht wertvoller als Finanzämter und Kasernen, aber sie können etwas besseres sein. Natürlich kann ich den Klassenraum mit Squidcaches und Löschen von Home-Verzeichnissen sauber halten, aber dann schmeisst die Monitore weg oder sperrt die Kinder ein, bis sie volljährig sind. Das ist billiger und erspart uns weitere Einschränkungen der Freiheitsrechte durch Finanzämter. Muss ich in einem Skolelinuxforum wirklich nach Norwegen zeigen und darauf hinweisen, was von dort über Squid zu hören ist? Heißt deutsche Realschulrealität wirklich, dass von der Aufklärung nichts übrigbleibt? Sapere aude! David
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