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Re: Ersatz für MS Onedrive im Kontext von Team-Bearbeitung




Am 24.11.20 um 20:43 schrieb Marvin ‘quintus’ Gülker:
Liebe Debian-Nutzer,

ich bin in einem akademischen (geisteswissenschaftlichen) Kontext tätig,
in dem man leider allzu oft auf Microsoft Office, namentlich auf Word,
und zwar in Kombination mit Microsofts Cloudspeicher Onedrive, setzt.
Der Versuch, Kollaboration mit einem Werkzeug wie Git unterzubringen,
ist hier von vornherein zum Scheitern verurteilt. Ich habe aber immerhin
eine grundsätzliche Wechselbereitschaft ausmachen können, wenn bestimmte
Bedingungen erfüllbar sind, weshalb ich hier nachfragen möchte. Das vor
allem deshalb, weil ich neulich die wenig erquickliche Freude hatte,
dass Microsoft mir ohne Angabe von Gründen meinen Account gesperrt hat
und ich plötzlich mangels Onedrive-Zugriff nicht mehr mitarbeiten
konnte.

Die Teamarbeit hier läuft in einer von zwei Spielarten ab:

a) Meistens handelt es sich um eher langsam entwickelte Dokumente. Für
    diese existiert bei uns ein Ordner auf Onedrive, in dem man das
    Dokument erst im Browser aufruft und dann den Knopf "In Word
    bearbeiten" drückt, der (unter Windows) das Desktop-Word öffnet.
    Editiert man das Dokument darin, werden Änderungen automatisch auf
    das auf Onedrive gespeicherte Dokument synchronisiert und
    gleichzeitig Änderungen durch andere Benutzer hereingezogen. Es wird
    also /nicht/ einfach das Dokument im Cloudspeicher mit den eigenen
    Änderungen überschrieben. Fragt mich nicht, was passiert, wenn zwei
    Leute dieselbe Stelle bearbeiten. Dank entsprechender Koordination
    ist das bei uns bisher nicht vorgekommen.

b) Manchmal sind Dokumente zeitkritisch und müssen innerhalb weniger
    Stunden fertig werden. Dann wird nicht mit dem Desktop-Word gearbeitet,
    sondern mit der in Onedrive integrierten, abgespeckten Online-Version
    von Word. Bei einem solchen kollaborativen Arbeiten sieht man live, was
    der jeweils andere gerade bearbeitet. Bisher war ich damit nicht
    konfrontiert, aber es wird noch kommen.

Meine Frage ist nun: gibt es selbst hostbare (OSS-)Werkzeuge, die diese
Funktionaliäten bieten? Idealerweise kann man einfach Microsoft Onedrive
1:1 mit irgendetwas ersetzen, das man unter Kontrolle hat. Falls nötig,
besteht auch die Bereitschaft, auf der Clientseite Word durch
irgendetwas anderes (LibreOffice?) zu ersetzen -- jedenfalls hat man mir
diese Bereitschaft signalisiert, was mich überrascht hat. Damit
verbunden ist allerdings die Anforderung, dass man als Endergebnis ein
DOCX bekommt, weil das von externer Seite in der Regel gewünscht ist.

Meines Erachtens ist ein Export im Format *.docx nur dann sinnvoll, wenn die "externe Seite" ausdrücklich wünscht, das Dokument weiter bearbeiten zu können.

In allen anderen Fällen - so jedenfalls wird es bei uns gehandhabt, werden Dokumente im *.pdf-Format versandt. So können auch unerwünschte inhaltliche Veränderungen am Text verhindert werden.

Falls eine "externe Seite" einen grammatikalischen oder stilistischen Fehler feststellt, bereinigen wir das jeweils im Original und senden dann einen neue *.pdf-Datei.

Die mittels Libreoffice Writer erstellten *.pdf-Dokumente sind indexierbar; ebenso funktioniert "Kopieren und Einfügen".

Habt Ihr da schon mal nachgefragt?

Oft entspringen solche "Wünsche von externer Seite" eigenen Fantasien oder Gewohnheiten und wurden nie auf Ihr tatsächliches Vorhandensein überprüft...

Konvertierbarkeit nach DOCX genügt, wenn sie verlustfrei automatisierbar
ist. Weil wir Geisteswissenschaftler allerdings geradezu exzessiv mit
Fußnoten arbeiten, ist das keine ganz triviale Aufgabe; Fußnoten
scheinen ein stiefmütterlich behandeltes Feature zu sein. Einmal habe
ich mir ein wichtiges Dokument mit TextMakers Office zerschossen, dass
mit der komplexen Fußnotenstruktur offenbar überfordert war (weder Word
noch TextMaker selbst konnten die Datei noch öffnen, zum Glück hatte ich
ein Backup). Ich habe seitdem intensiv geschaut, wie ich meine
akademische Arbeit mit meinem Emacs erledigen kann und bin damit
mittlerweile dank Org-Mode persönlich recht glücklich. Im Team-Kontext
geht das nur leider nicht (siehe oben).

Ich könnte mir vorstellen, dass Funktionalität a) mittlerweile Einzug in
Lösungen wie Nextcloud/Owncloud gefunden hat. Über Funktionalität
b) dagegen zerbreche ich mir ernstlich den Kopf.

Ideen?

   -quintus

Es grüsst


August Meier


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