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Re: Devuan schneller als Debian?



Hallo,

On 08/31/2018 05:59 PM, Jan Kappler wrote:
> Am 31.08.2018 um 16:52 schrieb Alexander Reichle-Schmehl:
>> Am 2018-08-31 16:45, schrieb Martin Klaiber:
>> In der Debian standard Installation ist systemd seit einiger Zeit das
>> default init system (zumindest auf den gängigen Architekturen; keine
>> Ahnung ob auf allen).
>> Diverse Pakete hängen direkt oder indirekt von systemd ab, und das ist
>> akzeptabel.
> 
> Ohne einen erneuten Streit beginnen zu wollen - ich sehe das anders. Die
> Wahlfreiheit unter Linux wird durch diese Abhängigkeiten untergraben!

Ich sehe das als den Kompromiss, den man eingehen muss, wenn man eine
Binärdistribution einsetzt. Ich habe es nicht selbst probiert, aber
theoretisch sollte man auch heute noch ein Debian installieren können
und das dann (nach der Installation) auf sysvinit (oder auch openrc)
umstellen können. Davon geht die Abhängigkeit an libsystemd* natürlich
nicht weg, die verschiedene Komponenten haben, aber abgesehen von etwas
Overhead beim Starten und eventuell auch beim Betrieb sollte das vom
Verhalten einer gegebenen Software keinen Unterschied machen.

Dass der Faktor in dem heise-Artikel beim Apache-Test zwischen Devuan
und Debian so groß ist, finde ich erstaunlich und hätte als Autor noch
versucht zu verstehen, woher der Unterschied kommt, bevor ich das in
einen Artikel gegossen hätte. Und wenn das reproduzierbar ist und jemand
dafür eine Erklärung findet, gehe ich auch davon aus, dass das einen
Bugreport bzw. einen Fix wert ist.

> Gnome kann man praktisch nicht installieren, ohne sich
> systemd-Komponenten auf die Platte zu holen. Das finde ich sehr schade.

systemd ist in der Hinsicht nicht anders als dash, util-linux, libaudit
oder glibc.

Und ohne genau zu wissen, was libsystemd einer Applikation bringt, finde
ich von meinem Standpunkt aus schon richtig, dass es Dinge gibt, die
sinnvoll in so einer Bibliothek gesammelt werden.

systemd erlaubt an manchen Stellen mehr Dinge als sysvinit. So wird
einer Applikation z.B. die Möglichkeit gegeben mitzuteilen, dass sie
jetzt komplett gestartet und einsatzfähig ist[1]. Das wird per dbus
mitgeteilt und ist (für Dämonen, die nicht in Shell geschrieben sind)
bestimmt in eine Funktion in libsystemd gekapselt. Und systemd kann auch
erkennen, ob ein Dämon hängt[2] und darauf reagieren. Die nötige
Funktionalität muss auch nicht jeder Dämon komplett selbst
implementieren und deswegen ist das auch in libsystemd gekapselt. Das
Logging ist aus Applikationssicht mit systemd auch viel einfacher als
wenn man auch mit sysvinit vernünftig loggen will[3].

So ist der Rant "systemd ist viel größer als sysvinit" faktisch richtig,
aber da systemd auch mehr leistet als sysvinit, nicht sonderlich
überraschend. Für alle, die Zweifel an systemd und dessen Nützlichkeit
haben, empfehle ich die Blogbeiträge von Lennard Pöttering zu systemd
für Administratoren und Entwickler, die in [2] im ersten Absatz verlinkt
sind. Diese Artikel sind natürlich einseitig, aber mit der nötigen
Skepsis gelesen, zeigen sie trotzdem nett auf, was systemd leisten kann
und warum das eine oder andere so implementiert wurde.

Liebe Grüße
Uwe

[1] systemd-notify(1)
[2] http://0pointer.de/blog/projects/watchdog.html
[3] http://0pointer.de/blog/projects/journal-submit.html, Abschnitt
"printf()"

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