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Re: Social Graph Software



Galina Sato <galina.sato@gmx.ch> wrote:

> kennt jemand von Euch ein Programm, mit welchem sich
> a) Social Graphs erstellen lassen
> b) welches Daten aus einer Tabelle importieren kann

> Konkret: Ich arbeite gegenwärtig mit SocNetV. Allerdings wäre es für
> mich einfacher, wenn ich die Daten in LibreOffice Calc erfassen und
> anschliessend importieren könnte respektive auswählen könnte, welche
> Daten ich importieren will. Das würde es auch einfacher machen, wenn
> jemand anders Daten ergänzen/abändern möchte.

> Kennt jemand von Euch ein solches Programm?

Ich denke, Du brauchst kein neues Programm, denn Du hast schon alles,
was Du brauchst. Du hast SocNetV, mit dem Du die Graphen erstellst und
Du hast LibreOffice Calc, womit Du die Daten erfasst. Was fehlt, ist
die Möglichkeit, die Daten aus LibreOffice nach SocNetV zu importieren.

SocNetV hat aber sicher eine Importfunktion, nur vielleicht nicht in
einem zu LibreOffice passenden Format. Also musst Du die Daten passend
machen, und das ist auch gar nicht so schwierig, denn das Problem, das
Du hier ansprichst, berührt unmittelbar die Designziele von Unix.

Aus der Windows-Welt sind monolithische Programme bekannt, die alles zu
erledigen versuchen. Dort würde man, um Dein Problem zu lösen, SocNetV
eine neue Importfunktion oder einen neuen Importfilter spendieren, so
dass es das LibreOffice-Format versteht. Alternativ könnte man auch in
LibreOffice eine Exportfunktion einbauen, die das SocNetV-Format kennt.
Diese Philosophie führt jedoch langfristig dazu, dass Programme immer
komplexer werden.

Dein Problem ließe sich aber auch so lösen, dass Du mehrere kleine
Programme verwendest, die eine spezielle Aufgabe übernehmen und sie
dann so zusammenarbeiten lässt, dass am Ende das gewünschte Ergebnis
herauskommt. Also ein Programm, um die Daten zu erfassen, eines um die
Graphen zu berechnen und eines (man könnte auch sagen: einen Filter),
um die Daten so zu bearbeiten, dass das zweite Programm die Daten des
ersten Programms versteht. Das hätte den Vorteil, dass man nur einen
neuen Filter braucht, wenn sich das Datenformat ändert. Macht man den
Filter programmierbar, ist noch nicht mal das nötig, man teilt dem
Filter einfach das neue Format mit.

Und genau das ist der Unix-Ansatz oder ein Teil der Unix-Philosophie:
Viele kleine Programme (oft auch tools genannt), die nur eine Aufgabe
erledigen, sich aber so kombinieren lassen, dass man damit flexibel
komplexe Probleme lösen kann[1]. Und da Linux im Prinzip auch ein
Unix ist, hast Du alles, was Du brauchst, um Dein Problem zu lösen.
Du brauchst kein neues Programm. Du brauchst nur einen Filter, mit
dem Du die Ausgabe von LibreOffice so bearbeiten kannst, dass SocNetV
sie versteht.

Viele dieser Filter sind bei Unix/Linux schon dabei, Du musst nur
einen passenden auswählen und programmieren. Welcher das ist, kann
ich nicht sagen, da ich weder LibreOffice noch SocNetV benutze und
deren Datenformate nicht kenne. Aber wenn Du selbst nicht weiter
kommst, lässt sich sicher gemeinsam etwas finden oder entwickeln.

Ich betone diesen Aspekt deshalb so sehr, weil ich es schade finde,
dass dieses Prinzip so oft vergessen wird, wenn über Linux gesprochen
oder Linux mit anderen Betriebssystemen, wie z.B. Windows verglichen
wird. Sicherlich ist es toll, dass Linux umsonst und frei ist, aber
seine eigentliche Stärke sind m.E. diese Unix-Prinzipien. Ich muss
eben nicht warten, bis irgendein Hersteller ein passendes Programm
anbietet oder neue Funktionen in sein Programm einbaut. Auch das ist
eine ganz wesentliche Freiheit und Unabhängigkeit! Wer seinen Rechner
als Werkzeug braucht um Aufgaben zu erledigen, wird es schätzen, dass
er/sie nicht für jeden Nagel einen neuen Hammer braucht.

Gruß, Martin

[1] Es gibt zwar strenggenommen nicht /die/ eine Unix-Philosophie, aber
im Grunde ähneln sich alle Ansätze doch sehr. Für eine Übersicht siehe
z.B. <http://de.wikipedia.org/wiki/Unix-Philosophie>.


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