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Re: Upgrade auf 7.0 die 3.



Hi,

Am 28.09.2013 08:24, schrieb Marc Haber:

"Aktuell" interessiert Geschäftskunden nicht die Bohne. "Nicht
anfassen müssen" und "einen Schuldigen haben wenn es nicht geht" ist
wichtiger. Dafür zahlen sie für das Enterpriselinux, das zum bei
weitem überwiegenden Teil aus freier Software besteht,
Supportgebühren, die durchaus in der Größenordnung eines
vergleichbaren Windows-Servers liegen und handeln sich Einschränkungen
bei der Benutzbarkeit ihres Systems ein: "Ja, wir wissen dass das geht
und schöner ist als der vom Hersteller vorgeschriebene Weg, aber wir
müssen den supporteten Weg gehen".

Ich habe mal ähnlich gedacht wie Du, ich habe beruflich früher durchgängig Debian oder FreeBSD verwendet und über die Enterprise-Systeme gelächelt. Mittlerweile sehe ich die Dinge etwas anders:

- Eine unternehmenskritische Software wie z.B. ein ERP-System, mit dem man seine Geschäfte abwickelt, möchte man auf zertifizierten Systemen betreiben, selbst wenn man das persönlich als modernen Ablaßhandel empfindet. Und auch wenn man als Admin 100% sicher ist, dass ein aufgetretenes Problem nichts mit der Betriebsystemauswahl zu tun hat, ist man im Zweifel einfach der Dumme, der sich nicht an die Regeln gehalten hat. Jeder Hersteller wird den Support verweigern, wenn seine Software auf nicht zertifizierten Systemen installiert wird.

- Die Unternehmensleitung ist i.d.R. nicht interessiert an Admins mit eigenen Wertvorstellungen und Idealen, der Laden soll einfach laufen. Und wenn etwas klemmt, nur weil man ein paar Tausender für eine Subscription sparen wollte, ist man ebenfalls der Dumme, der unprofessionell gehandelt hat.

- Man braucht eine gut definierte und über Jahre stabile Umgebung mit langfristiger Update-Versorgung. Debians Schlagzahl bei den Releases ist für viele Unternehmen zu hoch. Das Upgrade von produktiven Systemen ist riskant, kompliziert und aufwändig. Downtimes will man so selten wie möglich.

- Hin und wieder hat man auch mal ein Problem, daß man nur gelöst bekommt, weil man jemanden dafür im Rahmen einer Subscription bezahlt, der sich wirklich auskennt. Das reicht vom banalen Installationssupport bis zum Fixen eines tief vergrabenen Kernelproblems. Der Support bei RedHat geniesst einen guten Ruf und den hat man mit der Subscription bezahlt. Bei M$ bezahlt man ähnliche Beträge nur für das Recht, die Software zu installieren, Support kostet nochmal extra. Da wird erstmal nach der Kreditkarte gefragt, bevor sich jemand um das Problem kümmert.

- Die Unternehmen finanzieren durch die Subscriptions einen Grossteil der Weiterentwicklung von OpenSource-Software. Viele Entwickler stehen auf den Gehaltslisten von RedHat, IBM und Co. Natürlich machen die Firmen das nicht aus reinem Idealismus und natürlich fällt es manchmal schwer zu verstehen, warum man für etwas zahlen soll, das eigentlich "frei" sein sollte.

- Die Qualität stimmt, die Software ist für den Einsatz im Unternehmensumfeld überwiegend gut getestet und es gibt kaum Überraschungen. Ich erinnere mich gut an regelmäßige Kernel-Crashes in Debian Sarge, die ich damit behoben habe, dass ich einen RHEL4-Kernel installiert habe. Der Fehler war damals übrigens bekannt, wurde aber von den Debian-Maintainern nicht gefixt, weil es "nur" gelegentlich crashte aber eben nicht sicherheitsrelvant war.

- Nicht jedes Unternehmen verfügt über den mit allen Wassern gewaschenen Linux-Admin, der sich immer selbst zu helfen weiss (nach meinem Eindruck gibt es von dieser Sorte ohnehin immer weniger). Und wenn doch, was ist, wenn der mal Urlaub hat oder im Lotto gewinnt? Ab einer gewissen Unternehmensgröße möchte man sich nicht von Einzelpersonen abhängig wissen. Für standardisierte Systeme kann man im Zweifel zertifizierte Admins bekommen.

cu,
Uwe


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