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Re: Zukunft der Virtualisierung bei Debian (Squeeze ff.)



Hallo,

Michael Hierweck <team@edv-serviceteam.net>:

>ich habe mich gerade daran gewöhnt, dass Lenny umfassenden Support für
>Virtualisierung in verschiedenen Varianten mitbringt (KVM, XEN, OpenVZ,
>vserver).

>Wenn es richtig verstehe, heißt das, dass uns zwar die Userspacetools
>erhalten bleiben werden, aber sich jeder, der XEN, OpenVZ oder vserver
>nutzen möchte, sich seinen Kernel selbst bauen muss, weil die Pakete
>linux-image-*-virtualisierung und *-modules-*-virtualisierung nicht mehr
>angeboten werden.

Darauf wird es wohl hinauslaufen, wobei noch nicht entschieden ist, welche
der genannten Virtualisierungstechniken in Squeeze noch enthalten sind.

Zu Xen wurde ja schon einiges geschrieben, das Hauptproblem ist hier das
Alter des Kernels 2.6.18, auf dessen Basis Xensource/Citrix weiterhin Xen
entwickeln.

Bei OpenVZ ist das Problem, dass der Patch extrem invasiv ist, er zieht sich
quer durch alle Subsysteme. Die Pflege im Distributionskernel ist sehr
schwierig. Beispielsweise bootet der aktuelle Debian -openvz- Kernel nicht
unter VirtualBox. Bei der Vielzahl von Kernelvarianten, die in Debian
mittlerweile gepflegt werden, ist der Aufwand zur OpenVZ Integration riesig.

Auch wenn dieser Aufwand vielleicht in Squeeze noch betrieben wird, denke
ich, dass zur Nutzung von OpenVZ (und auch Xen) längerfristig spezialisierte
Distributionen nötig sein werden, die möglicherweile nur auf sehr
eingeschränkter Hardware laufen, so wie heute VMware ESX. Als Gast wird
Debian aber sicherlich weiterhin lauffähig sein.

Bei Linux-VServer wäre eine weitere Pflege in Debian vom Aufwand her
wesentlich leichter. Aber hier scheinen die Debian-Entwickler den Sinn nicht
mehr so recht zu sehen. Linux-VServer hat sich nicht ausreichend um eine
Integration in den offiziellen Kernel bemüht, und die Kernel Entwickler
haben mitterweile mit den Linux Containers (LXC) einen direkten Ersatz von
Grund auf neu entwickelt. LXC ist in Squeeze bereits enthalten, hat
allerdings noch nicht alle Features von Linux-VServer. Irgendwo habe ich
gelesen, dass auch Linux-VServer in Squeeze letztmals noch enthalten, aber
als deprecated gekennzeichnet sein soll; ich weiss aber nicht mehr, wo das
stand.

>Ich halte das für einen erheblichen Rückschritt und besonders tragisch,
>weil Lenny geradezu dazus eingeladen hat, Virtualisierung auch aktiv zu
>nutzen.

Auch Lenny war in dieser Hinsicht bereits ein Rückschritt. In Etch gab es
noch einen -xen-vserver- Kernel, so dass man Linux-VServer ausschließlich
mit Debian-Mitteln in der Dom0 oder DomU betreiben konnte. Man darf aber
auch nicht vergessen, dass mit KVM, OpenVZ und VirtualBox neue
Virtualisierungstechniken neu hinzu gekommen sind. Servervirtualisierung ist
außerhalb der Welt der Großrechner noch ein vergleichsweise junges Gebiet,
in dem es noch viel Bewegung gibt.

>Oder interpretiere das falsch? Wie geht ihr (dmait sind die
>angesprochen, die umfassender Virtualisierung nutzen) damit um?

Ich betreibe für meine Kunden zahlreiche Installationen von Linux-VServer
und auch einige Xen- und OpenVZ Hosts auf Debian Basis. Wie damit genau
umgegangen wird, kann im Moment noch nicht gesagt werden. Bei den VServer
Installationen scheint mir eine Migration auf LXC am wahrscheinlichsten,
wobei die Stabilität und Eignung für den jeweiligen Verwendungszweck noch
genau geprüft werden muss. Bei Xen werden die Kunden vermutlich eher zu
einem Fremdkernel oder einer anderen Linux-Distribution als zu KVM wechseln
wollen.

Gruß, Harald


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