Hallo Christian und Co, Christian Knorr schrieb:
Am Donnerstag 22 Mai 2008 18:38:34 schrieb Arnd Münzebrock:Du misst primärseitig?Ja.Bei so kleinen Leistungen ist der Wirkungsgrad eines PC-Netzteils (in den allermeisten Fällen) lausig.Ob sich ein gutes Netzteil amortisieren könnte?7 W mehr für den Prozessor und 3 W mehr für die Soundkarte machen dann auf der NetzseiteHab’ mir das Ganze jetzt mal mit "htop" angeschaut. CPU-Belastung geht nur kurzfristig hoch - sowohl bei Play als auch bei Pause. Pendelt sich aber nachher wieder ein, egal ob mit oder ohne Musik.schnell mal 20 W aus.Bleiben die 20 (oder meinetwegen 19) Watt für die Soundkarte übrig?
Mal ne Überschlagsrechnung aus der anderen Richtung:Dein Messgerät hat laut der Website aus deinem Posting eine Genauigkeit von "Wirkleistung: 0 W - 4000 W 1 %± 3 Digit 0,1 W". Bei einem Messwert von 120W musst du also einen Fehler von 120W x 1% + 0,3W = 1,5W einkalkulieren. Im schlechtesten Fall könnte dein Messfehler sogar 3W betragen (2 Messungen einmal pos., einmal neg. Abweichung), aber weil die Messungen in kurzer zeitlicher Abfolge passieren, nehme ich mal 1,5W an.
Du hast Leistung und Typ deines Netzteils nicht angegeben, aber ich vermute stark es entspricht noch nicht der 80-plus Spezifikation (http://de.wikipedia.org/wiki/80_plus) und hat mind. 400 Watt (Ausgangsleistung!). Daraus folgt, dass das Netzteil stark unterfordert ist; der Wirkungsgrad dürfte max. bei 70% liegen. Von den messfehlerbereinigten 18,5W bleiben somit 18,5W x 0,7 = 12,95 W tatsächlicher zusätzlicher Leistungsbedarf für die Elektronik über.
Festplattenzugriffe gibt es (laut deinen Angaben) keine, am RAM dürften sich bei der geringen Belastungen keine Unterschiede zeigen, TV-Karte ist auch unerheblich. Bleiben als "Stromverbraucher" nur CPU, Chipsatz und evtl. Netzwerkkarte (falls nicht im Chipsatz).
Die CPU verbrät laut http://www.amd.com/us-en/assets/content_type/white_papers_and_tech_docs/25175.pdf Seite 35 zwischen 62 Watt (typ.) und 68 Watt (max.). Einen Minimalverbrauch konnte ich für diesen Prozessortyp nicht finden, aber wenn mal den Athlon 64 zum Vergleich heranzieht (http://www.amd.com/us-en/assets/content_type/white_papers_and_tech_docs/30430.pdf Seite 30), scheinen Schwankungen um (89W -35W) / 89W = 60% möglich. Somit glaube ich, dass 10W zusätzlich für die CPU (inkl. Wirkungsgrad der Onboard-Spannungswandler ergibt 10W x 85% = 8,5W "auf dem Die") realistisch sind.
Damit bleiben 3W für Netzwerkkarte und Chipsatz. Auch kein unrealistischer Wert, meiner Meinung nach. Auch wenn Netzwerkkarte und Chipsatz bei geringer Last nach meinem Wissen nicht abgeschaltet werden (oder Frequenz und Kernspannung verringern wie bei der CPU), verbrauchen sie doch mehr Leistung wenn deren (FE-)Transistoren schalten, sie also Signale verarbeiten. Dazu kommen wiederum die endlichen Wirkungsgrade der beteiligten Spannungswandler.
Ein besseres Netzteil würde sich trotzdem kaum amortisieren. Mit Glück erhöht sich der Wirkungsgrad dadurch auf 90%, das spart (90%-70%) x 120W = 24 W. Kostet das Netzteil 50,- € und die kWh Strom 0,20 € muss dein Rechner 50,- € / (0,2 €/kWh x 24W) = 10417h oder 1,2 Jahre durchgehend laufen. Läuft dein Rechner 8h am Tag dauert es also 3,6 Jahre, bis du die Kosten wieder hereingeholt hast (unter Vernachlässigung der Zinsen/Inflation).
Zusätzlich ist die Gesamtökobilanz eines Netzteiltausches negativ, da die durch die erhöhte Effizienz gesparte Energie durch den zusätzlichen Energiebedarf für die Herstellung mehr als aufgewogen wird. Besser ist es also, den Rechner weiter zu benutzen, bis sowieso ein Austausch fällig wird und dann einen neuen, effizienteren anzuschaffen. Z.B. einen MacMini, der verbraucht im Leerlauf nur ca. 20W (Vollast ca. 55W) spart also 100W. Der Kaufpreis amortisiert sich aber leider erst nach 500 € / (0,2 €/kWh x 100W) = 25000h oder knapp 3 Jahren Laufzeit. Mit Glück kannst du den Kaufpreis bei ebay oder so aber noch drücken. Und der MacMini nimmt weniger Platz weg und sieht besser aus.
Oder man kauft für das Internet-Radio einen spezialisierten Client, wie sie die ct in der Ausgabe 9/08 getestet hat. Die verbrauchen <10W und kosten ab 100€ amortisieren sich also nach 100€ / (0,2€/kWh x 110W) = 4545h oder einem halben Jahr Dauerbetrieb.
Du kannst natürlich auch einen wesentlich teureren Stromversorger wählen, dann amortisiert sich der ganze Kram schneller ;-)
Gruß, Arnd