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Re: Allg. Frage zu Debian's Design-Entscheidungen



Am Mittwoch, 5. April 2006 10:12 schrieb Detlef Niehof:

Was Andreas eigentlich meint ist, dass Debian ein System ist, das 
prinzipiell jeden Anwendungsfall abdecken soll und deshalb konsequent 
erstmal ein Basissystem installiert, dessen Komponenten von fast 
allen denkbaren Anwendungsfällen benötigt werden. Als Unterstützung 
zur Einrichtung von dir benötigter Komponenten gibt es dann tasksel.
Debian ist bewusst (by design sozusagen) kein System, das dir einen 
fertig eingerichteten Desktop als Standard vorsetzt, sondern dem 
Nutzer sehr weitreichende Freiheit in der Konfiguration lässt. Andere 
Distributionen wie z.B. Ubuntu machen sich dies zunutze und 
entwickeln aus der soliden Basis Debian heraus Softwarepakete für 
spezielle Anwendungsfälle.

> Wofür braucht man denn eigentlich ein Server-System?
> Ist das auf das Internet oder auf Netzwerke generell
> bezogen?

Serversysteme erfüllen den Zweck zuverlässig einen oder mehrere 
Dienste für andere Systeme bereitzuhalten. Es kann sich bei diesen 
Diensten z.B. um Webserver, Mailserver, Fileserver, Gameserver etc. 
handeln, aber bspw. auch um dynamische Hostkonfiguration (DHCP), 
Systemlogging etc., dann etwa Datenbankserver oder reine 
Rechensklaven (in Clustern), schließlich als Sonderfälle Router, 
Firewalls und verwandtes und noch einiges andere dass ich mir jetzt 
mal spare.
Jeder dieser Arten von Serversystemen benötigt eine eigene oft recht 
spezielle Konfiguration, die man am besten auf der Basis eines 
Minimalsystems aufbaut.

> Beziehst du dich auf Firmen, die 
> Webhosting-Dienste u.Ä. anbieten? Zumindest bei
> letzteren würde ich nicht unbedingt erwarten, dass sie
> überhaupt Soundhardware in ihren Computern haben -
> oder überhaupt Hardware haben, die nicht zwingend
> notwendig ist.

Ja und nein. Die Treiber für deine Soundhardware sind Bestandteil des 
Betriebssystemkerns und werden automatisch geladen wenn das System 
die Hardware erkennt. Bei einem Serversystem, das über keine 
Soundhardware verfügt wird also der Treiber auch nicht geladen, bzw. 
es wird ein speziell angepasster Kernel verwendet, der die 
entsprechenden Treiber gar nicht erst anbietet. Das alles sind aber 
eigentlich eher Entscheidungen der Kernelentwickler und nicht so sehr 
die der Debianentwickler, die letztlich nur den Kernel als 3rd-Party 
Komponente einsetzen.


> Nun ja, ich hätte als Linux-Neuling eher erwartet,
> dass - sofern Soundhardware vorhanden ist, erkannt
> wird und Treiber vorhanden sind - bei der
> Linux-Grundinstallation so etwas erscheint wie:
> "Soundchip Blablabla wurde erkannt - Treiber
> installieren J/N?" - Das erscheint mir gradliniger als
> den Soundchip korrekt zu erkennen, keine Treiber zu
> installieren und dann darauf zu bauen, dass der
> Anwender aus der Dokumentation ersieht, dass kein
> Fehler vorliegt, und dass er herausfindet, welche
> Pakete überhaupt relevant sind.

Die Treiber sind ja installiert (mit deinem Kernel, s.o.) und sehr 
wahrscheinlich auch geladen. Tatsächlich ist es eine 
Designentscheidung Debians die Gundkonfiguration der Komponenten 
soweit sie von den Autoren der Software vorgegeben wird möglichst nur 
insoweit zu verändern wie dies zur funktionserfüllung unter Debian 
nötig ist. Die große Mehrzahl der Debianentwickler arbeitet nach 
diesem Prinzip und es hat sich meines Erachtens auch bewährt. Wie 
Andreas Pakulat schon angemerkt hat ist es eine Entscheidung der 
ALSA-Entwickler (also wieder 3rd-Party) per default alle Regler unten 
zu lassen und es entspricht den Designgrundlagen Debians dies auch 
nicht zu verändern.

> Was das System automatisch tun kann, sollte es
> eigentlich auch automatisch tun. So lange man die
> Automatik abschalten kann, entsteht doch niemandem ein
> Nachteil, oder? Insofern erscheint es mir eigenartig,
> dass Distros wie (K)Ubuntu (die ja offenbar das tun,
> was ich oben angedeutet habe) nicht in Debian
> integriert sind.
> Poweruser können ja jede Automatik weiterhin
> abschalten und haben volle Kontrolle darüber, welche
> Treiber und Pakete installiert werden.

Mit tasksel bietet Debian den umgekehrten Weg,es kann automatisiert 
nachinstalliert werden was an Komponenten gewünscht wird. Opt-in 
statt opt-out.
Debian wurde nicht zuletzt deshalb von vielen spezialisierteren 
Distributionen als Basis gewählt, weil es von sich aus eher 
generalistisch angelegt ist. Es ist immer leichter von Allgemeinen zu 
spezialisieren als vom Speziellen zu abstrahieren.

-- 
Gruß Frank



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