Re: Bündelung mehrer DSL-Zugänge
Martin Kurz schrieb:
> ist es unter Debian (bzw. allgemein Linux) möglich auf einfache Weise
> drei DSL-Zugänge (Standard T-DSL, Telekom) zu "bündeln"? Dabei ist
> ein Linux-Router mit genügend Netwerkkarten vorhanden. Eingesetzt
Technisch benötigt man auf beiden Seiten der Stränge eine Komponente
zum bündeln. Es fehlt Dir also die Gegenseite. Theoretisch (wenn
Traffic und Geld keine Rolle spielen) könnte die Gegenseite ein eigener
Server in einem Hosting-Center sein, der die drei Kanäle wieder zu
einem kummuliert und die Verbindungen unter seiner IP in's Netz führt.
Bliebe die Frage nach dem Sinn.
Mit Einschränkungen kannst Du die drei Uplinks gleichzeitig nutzen.
Dabei geht es nicht darum, dass man eine Verbindung nur über einen
Uplink führen kann und so nur dessen max. dessen Übertragungsrate
bekommt (wie hier häufig erwähnt). Das sollte von vorne herein klar
sein.
Es geht darum, dass viele Anwendungen aus mehreren Verbindungen
bestehen. Möchtest Du für Deine Benutzer das Internet nicht auf das
Niveau AOL-Proxy Dummy kastrieren, musst Du dafür sorgen, dass z.B.
beim Abruf einer Webseite, alle Verbindungen dieses Benutzers über den
gleichen Uplink laufen. Ansonsten erscheint der Benutzer auf der
Gegenseite mit 2-3 dauernd wechselnden IPs. Das bringt Adserver,
Sessions, Cookies, Foren, etc. meistens lustig durcheinander.
Es hängt jetzt von Deinem Einzelfall ab, wie man dieses technisch
umsetzt. In der Regel sollte man sich mit einem einfachen Schema
zufrieden geben, also z.B. von 30 Benutzern (Source-IPs) jeweils 10 als
Block immer auf den gleichen Uplink führen. Oder gängig wäre auch eine
Aufteilung nach Diensten. Auf einer Leitung bei moderater oder geringer
Auslastung alle Dienste, bei denen die Latenz eine Rolle spielt und
über einen anderen Uplink die P2P, Mail oder ähnliches.
Komplexere Aufteilungen wären technisch zwar möglich, halte ich aber
für gewagt. Das Setup für mehrere Uplinks ist schon mit festen IPs
einiges an Arbeit. Bei dyn. IPs und T-DSL wirst Du dazu noch ordentlich
Skripte basteln müssen.
Funktional benötigst Du einen Kernel mit aktiviertem "Advanced Router"
und das Kommando "ip" (Paket iproute), sowie Netfilter und "iptables".
In Teilen überschneiden sich die Funktionen beider Bereiche und es ist
eine Design-Frage, wie man die Anforderungen löst. Grundprinzip wird
aber sein mit "ip route" für jeden Uplink eine eigene Routingtabelle,
sowie eine Default-Tabelle zu erstellen und mit "ip rule" ein Ruleset,
das entsprechend der lokalen Source-IP die Routing-Tabelle wählt.
--
rainer@ellinger.de
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