Re: lost+found LFS? Was: root: keine Berechtigung
Gerhard Gaussling schrieb:
> ich habe den check gemacht, und tatsächlich war ein rebuild-tree
> fällig, der mir dann leider das ganze System zerschossen hat.
> Das Dateisystem ist jetzt nicht mehr korrupt, dafür die Dateien.
Sind da wichtige Daten drauf? Rettung um jeden Preis?
Die Daten sind nämlich zu 95% noch richtig vorhanden. Er hat die Daten
selbst nicht durcheinander gewirbelt, sondern nur in der Verwaltung
falsch verkettet. Ein richtiger Datenverlust entsteht dabei nur, wenn
reiserfsck versehentlich neue Metainformationen an Stellen ablegt, wo
eigentlich Daten waren. Das trifft meistens nur einige wenige Prozent.
Sofern die Partition früher _nicht_ mit "notail" gemountet wurde,ist
dies bei der Datenrettung ein guter Einstiegspunkt. Das heisst, alle
Dateien in der Grössenordnung bis knapp 4KiB werden zusammen mit den
Metadaten in einem Block gespeichert. Diese Metadaten stammen dann auch
nach dem reiserfsck noch aus dem ursprünglichen Dateisystem und können
bei der Fehlersuche helfen, um einen richtig verketteten Baum zu
bekommen.
Aber das nur als Hintergrundinformation. Du kommst an dieser Stelle
auch mit dem grössten Enthusiasmus nicht weiter. Herz-Op mit dem
Taschenmesser ist auch für den Experten eine Geschichte mit ungewissem
Ausgang. Ich hatte mal so einen ReiserFS-Fall, da wären knapp ein
Mannjahr Arbeit verloren gegangen. Bei so etwas lohnt sich der Aufwand,
wenn man vier Wochen später die Daten wieder hat. Kostet dann aber auch
einen 4-stelligen Euro-Betrag.
Wenn Du selber Versuche unternehmen möchtest ist Grundvoraussetzung,
eine freie Platte zu haben, auf die man eine 1:1 Kopie ziehen kann.
Dann werden Rettungsversuche nur an der Kopie vorgenommen. Es kann
viele misslungene Durchläufe benötigen, bis klar ist, wie eine
erfolgreiche Rettung ablaufen muss. Anders gesagt, ohne immer wieder
neue 1:1 Kopie kann man es kaum schaffen.
Mich würde interessieren, wie Du reiserfsck verwendet hast. Welche
Version? Mit welchen Optionen? Ich vermute, das ReiserFS wurde schon
mit einer deutlich älteren und noch fehlerbehafteten Kernelversion
angelegt wurde, und dort die Ursache für das Problem gelegt wurde.
Andere Möglichkeiten wären ein zu sorgloser Umgang (manche Leute denken
einfach "ich habe ja Journalling - zack, Reset-Taste") oder
Hardware-Probleme.
> Ich habe das komplette Installationssystem eingebüßt.
Wenn's nur das ist, dann beginne von vorne oder mit dem letzten Backup.
Wichtig wäre, mit aktuellen reiserprogs und aktuellem Kernel (möglichst
2.4.19) das System anzulegen, um nicht direkt mit dem Risiko alter Bugs
im FS zu starten. Es kann sinnvoll sein, dazu eine kleine ca. 100 MB
grosse Installation mit den aktuellen Tools einzurichten, nur um das
endgültige System damit aufsetzten zu können.
> debian:~# ls /lost+found | wc -w
> 21869
Um das näher zu beurteilen kannst Du Dir mit "find /lost+found | xargs
file" (ggf. auch mit anschliessendem Umleiten in eine Datei oder
weiterem sort) einen Überblick/Eindruck verschaffen, welche Art Dateien
es getroffen hat.
Ist es weitgehend nur ein Typ (z.B. News, Mail, MP3, etc.) kannst Du
davon ausgehen, dass nur ein Verzeichnis(-baum) mit dieser Art von
Dateien betroffen ist. Geht es kunterbunt durch alles, insbesondere mit
vielen Systemdateien, macht es gar keinen Sinn mehr zu restaurieren.
> Es hagelt Meldungen wie Exec Format error, No such file oder beim
> Start fsck .reiserfs for device /dev/hda7 exited with signal 11
Ganz schlecht. Bist Du sicher, dass Deine Hardware ok ist? Wenn Du neu
aufsetzt, erst mal memtest86 und einen Kernel kompilieren. Gibt es
dabei Probleme, könnte es auch die Ursache für die FS-Korruption
gewesen sein.
> Leider habe ich nur ein etwa 1-2 Monate altes Backup z.B. von /etc
> oder /var .
Es bestätigt sich immer wieder, dass man wohl nur so lernt, das Wort
"Backup" zu verstehen und konsequent zu handhaben.
Nach neuesten Forschungsergebnissen am optimalsten, mit Horror-Videos
[1] und im Bett [2]. (Kleiner Scherz zur Aufmunterung ;-)
[1] http://warp6.dva.de/sixcms/detail.php?id=133222
[2] http://warp6.dva.de/sixcms/detail.php?id=128315
> PS: Ich glaube es war das Festplattenkabel...
> oder doch der Speicher? Ich werde mal mit memtest prüfen.
Und Kernel kompilieren o.ä. cpuburn Tests. Kühlung (es reicht manchmal
ein ungeschicktes Kabel im Luftstrom und lächerliche 2-3 Grad
Veränderung) ist auch immer ein Thema bei jeder CPU, die mit mehr als
als 400 Mhz läuft (egal welcher Typ).
Es ist eine Erfahrung aus der ReiserFS-ML, dass eine grosse Zahl der
FS-Korruptionen ihre Ursache in der Hardware hatten. ReiserFS ist im
Gegensatz zu den anderen Dateisystem äusserst CPU-lastig, und zeigt so
schneller Symptome, als andere FS.
> Entschuldigt die web.de mail
Evang., Kath., Moslem - wenn interessiert das? Mail ist Mail!
--
rainer@ellinger.de
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