[Debian]:Re: "Gnutella"
At 13:06 30.03.2000 +0200, Andreas Tille you wrote
--------> This was the original Message:
>On Thu, 30 Mar 2000, Michelle Konzack wrote:
>
>> ich suche das Programm "Gnutella"...
>>
>> Die original-Webseite wurde zwar vom Netzgenommen aber ich weis das
>> die Seite gespiegelt wird. Suchanfragen in Lycos waren erfolglos.
> www.ferero.com ???
>
>> Hat jemand das progi ???
>Was macht das denn??
>
>Viele Grüße
>
> Andreas.
>
-------->
Habe mal den Artikel Angehängt...
> Weltweit verteilte Festplatten
>
> Mit dem Hackerprogramm "Gnutella" wird jeder PC zum Server für kostenlose
> Musik, Bilder und Videos
>
> von ERIK MOELLER
>
> Die Musikindustrie kämpft noch heftig gegen den "Napster", das überaus
> eliebte Suchprogramm für MP3-Dateien. Aber schon ist der nächste Gegner
> im Anmarsch. Ausgerechnet Nullsoft, Hersteller des legendären MP3-Players
> "Winamp", stellte eine Vorab-Version des kostenlosen und gerade mal 100
> Kilobyte großen Progrämmchens "Gnutella" ins Netz.
>
> Schon die Herkunft des Hackerwerkzeugs ist brisant: Nullsoft ist im Juni
> vergangenen Jahres vom Onlinedienst AOL übernommen worden, zu dem heute
> der Medienkonzern Time Warner gehört, der wiederum mit EMI zum größten
> Musikkonzern der Weltfusionieren will.
>
> Beim MP3-Player "Winamp" hinterließ die Übernahme durch AOL ihre Spuren.
> Die neueren Versionen haben wenig bekannte (aber abschaltbare) Funktionen
> eingebaut, um die Hörgewohnheiten der Benutzer auszuspionieren. Das
> Programm nistet sich standardmäßig dauerhaft im Betriebssystem ein und
> stellt bei jedem Start eine Verbindung zum Nullsoft-Server her (wen's
> stört: im Programm "Options:Preferences:Setup:Check for new versions of
> Winamp at startup", "Allow Winamp to report . . ." sowie "Agent:Enable
> Winamp agent" abstellen).
>
> Doch mit Gnutella offenbarten die Nullsoft-Programmierer, dass sie im
> Grunde ihres Herzens noch die alten Revolutionäre der "Free Music" sind.
> Ähnlich wie bei Napster schließen sich die Benutzer auch hier zu einer
> Tauschgemeinschaft für Daten zusammen. Jeder Benutzer legt fest, welche
> Dateien er freischalten will. In der Liste gemeinsamer Dateien lässt sich
> suchen und das Gewünschte herunterladen.
>
> Anders als mit Napster ist es mit Gnutella möglich, nach allen Dateitypen
> zu suchen, nicht nur nach MP3-Dateien. So findet man auf den weltweit
> verteilten Festplatten der Gnutella-Gemeinde auch riesige Videodateien,
> darunter neue und alte Kinohits wie "American Beauty", "Three Kings" und
> "Titanic". Daneben tümmeln sich Pornos und illegale Kopien teurer
> Softwarepakete. Die Suchfunktion erlaubt es, zu überprüfen, wer gerade
> nach welchen Dateien sucht - wenig überraschend nimmt die Suche nach
> Pornos den ersten Platz ein.
>
> Noch wichtiger aber ist, dass Gnutella nicht mehr auf einen zentralen
> Server zugreifen muss. Napster stellt nach jedem Start eine Verbindung
> mit einem Rechner der Herstellerfirma in den USA her, der als eine Art
> Telefonbuch für MP3-Musik dient. Sollte das angestrengte Verfahren der
> Musikindustrie gegen die Betreiber dieses Servers Erfolg haben, wäre
> der rege MP3-Tausch vorerst beendet. Gnutella dagegen funktioniert auf
> der Basis von dezentralen Tauschringen. Man benötigt lediglich die
> Internetadresse eines Mitglieds dieses Tauschrings (die man zum Beispiel
> im IRC-Chat findet) und ist im Handumdrehen mit hunderten von Usern
> verbunden. Schon heute stellen sie insgesamt gut 600 Gigabyte an Daten
> zur Verfügung.
>
> Gnutella ist anarchistisch wie das Netz und verteilt sich über die
> gesamte Bandbreite. Eine Art revolutionärer virtueller Brotaufstrich.
> Angreifbar ist das System kaum, es sei denn, man geht mit drakonischen
> Maßnahmen gegen alle seine User vor.
>
> Das Programm dürfte auch Administratoren mancher Universitäten einigen
> Ärger machen, die schon die Verbindungen zu den Napster-Servern
> kurzerhand gekappt hatten. Bei Gnutella gibt es jedoch keinen einzelnen
> Server mehr, die Adressen der Benutzer fluktuieren ständig. Auch der
> Internet-Port, über den die Daten übertragen werden, kann angepasst
> werden. Man kann also lediglich versuchen, die Programminstallation
> selbst zu verhindern. Doch wenn das Programm im Quellcode zur Verfügung
> steht, kann jeder Benutzer seine eigene Version basteln und so die
> Sperren umgehen.
>
> Nullsoft hat diesen Profitkiller ohne Wissen der AOL-Geldgeber entwickelt.
> Auf einer kleinen Website wurden Beta-Versionen wenigen Interessierten
> zum Download angeboten. Noch ist die Software unausgereift. Hacker
> lähmten über Tage hinweg den Gnutella-Tauschring mit tausenden von
> sinnlosen Suchanfragen. Auch die Programmoberfläche ist sehr
> gewöhnungsbedürftig, und wichtige Funktionen, wie die Verwendung von
> komplexen Suchmustern, fehlen völlig.
>
> Die Programmierer versprachen, mit der endgültigen Version auch den
> Quellcode freizugeben. Als aber "Slashdot", der Onlinenachrichtendienst
> für Linux und andere Projekte der Bewegung für freie Software
> (www.slashdot.org), davon berichtete, stürmten tausende auf die Website
> und testeten schon die Beta-Version auf Herz und Nieren. Und nur wenige
> Tage später gab der Server nur noch die Auskunft: "temporarily down.
> come back later."
>
> Jetzt hatte auch AOL von den Aktivitäten der Nullsoft-Programmierer Wind
> bekommen und war davon wenig angetan. "Gnutella ist ein unautorisiertes
> Projekt, und die Website, die den Zugang zu der Software erlaubte, ist
> vom Netz genommen worden", sagt Josh Felser, Winamp-Abteilungsleiter
> bei AOL.
>
> Zu spät. Innerhalb weniger Stunden war Gnutella auf Dutzenden Websites
> gespiegelt (eine Übersicht bietet gnutella.nerdherd.net/). Freaks nahmen
> sich des zur Dateiübertragung verwandten Protokolls an, entwickelten im
> Schnellverfahren erste Klone der Software, obwohl der Quellcode des
> Originals noch nicht zur Verfügung steht.
>
> moeller@okay.net
>
> taz Nr. 6106 vom 30.3.2000 Seite 17 Internet 176 Zeilen
> TAZ-Bericht ERIK MOELLER
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