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Re: [OT] Sprachentwicklung



Hallo Heimo Ponnath, hallo auch an alle anderen

Mittwoch, 5. April 2006 22:09 - Heimo Ponnath wrote:
> Die Diskussion wird immer interessanter,
>
> Am Mittwoch, 5. April 2006 20:48 schrieb Gebhard Dettmar:
> > Das steht halt so in meinem Langenscheidt:
>
> Dann schiebe ich hier doch mal noch herein, was das Große Deutsche
> Wörterbuch der Gebrüder Grimm dazu sagt.

Das ist ja nun endlich mal ein grundlegender Beitrag. (Hat sich davor 
überhaupt schon jemand wissenschaftlich mit dem Deutschen beschäftigt?)

> Wall gibt hier in drei Formen, einmal als neutrum, zweimal masculin:
>
> Ausschnitt-Zitate:
> ------------------------------------------------------------------
> WALL [Lfg. 27,7],  n. eine anzahl von achtzig stück, zunächst bei
> fischen, s. wal.
>
> WALL [Lfg. 27,7],  m. erdaufschüttung, besonders zum zwecke der
> befestigung; erderhöhung gegen das meer, küste. entlehnt aus lat.
> vallum, n., der mit pallisaden versehene damm, der um das lager
> aufgeschüttet wird; an urverwandtschaft mit diesem wort zu denken,
> liegt kein genügender grund vor. der wechsel des geschlechts hat
> seine analogie an wein, lat. vinum und vielen andern wörtern, doch
> kommt früher auch das neutr. vor, namentlich in der bedeutung
> 'burgwall' (unten 1), auch STIELER 2412 kennt noch das wahl (in den
> verbindungen nur der wall)...
> bedeutung und gebrauch. lat. vallum ist der mit pallisaden versehene
> wall um das lager oder auch die pallisadenverschanzung selbst. davon
> weicht das asächs. wal 'wand, mauer' ab, das mit fries. wal
> RICHTHOFEN 1122 und ags. weall BOSWORTH-TOLLER 1074 übereinstimmt:
>
> 			 thô gesah waldand Krist
> 			the gôdo te Hierusalêm,gumono betsta,
> 			blîkan thena burges walendi bû Judeono. Heliand 3685.
>
>  dasz es speciell 'steinmauer' ist, ergibt sich daraus, dasz es
> sowohl im asächs. als im ags. auch übertragen für 'felswand, fels'
> steht:
>
> 			 sie bigunnun sprekan undar im,
> 			hwô sie ina sô craftagnefan ênumu clib¯e wurpin,
> 			ob¯ar ênna berges wal. 		eliand 2675.
>
>  wegen dieser abweichenden bedeutung das asächs. ags. wort von vallum
> ganz zu trennen oder nur urverwandtschaft  [27,1257]   mit diesem
> anzunehmen, ist nicht genügend gerechtfertigt. wahrscheinlich diente
> schon im vulgärlat. vallum auch zur bezeichnung einer aus stein und
> mörtel hergestellten befestigungsmauer, so dasz die Sachsen sich dann
> das wort in der bedeutung 'mauer' aneignen konnten. im hochd. scheint
> diese verwendung nicht bekannt gewesen zu sein, wie überhaupt wall in
> den ältesten quellen fehlt. NOTKER im Boetius 1, 29 (1, 46, 20 ff.
> Piper) bedient sich bei der beschreibung der römischen
> lagerbefestigung des ausdrucks grabohûfo für 'wall'. dagegen
> erscheint in einem glossar des 11. jahrh. bei den sich auf eine burg
> beziehenden ausdrücken auch hiatus, erdewal. STEINMEYER - SIEVERS gl.
> 3, 381, 8. wall bezeichnet also zunächst die zur befestigung dienende
> erdaufschüttung, ohne dasz wie bei vallum ein darauf angebrachter
> zaun mitverstanden zu werden pflegt. später werden auch andre dämme
> und erdaufwürfe und selbst natürliche erhebungen wall genannt; so
> entwickelt sich auch das nd. wall 'küste'. doch steht wall als theil
> einer befestigung immer im vordergrund. auch der bildliche gebrauch
> knüpft fast ausschlieszlich daran an...

Tja, da waren die Angelsachsen wohl in der Verwendung des Begriffes 
schon ein wenig weiter - und inzwischen hat er eine (fast) 
grundsätzlich andere Bedeutung. ;-)

Und was die Übername des Geschlechts vom lateinischen Ursprungswort 
angeht -> vgl. die 4 Beispiele in meiner anderen Mail (es mag jeder 
nach seinem Belieben weitere finden).

-- 
Gruß
                MaxX

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