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Re: Symptom security



Hallo,

Am Sonntag, den 26.06.2005, 17:59 +0200 schrieb Gerhard Wolfstieg:
>   Warum ist das offensichtliche Ziel Vieler, eine möglichst große
> Verbreitung zu erreichen, anstatt einfach zu versuchen, etwas
> möglichst Gescheites zu machen?

Möglicherweise ist es nicht so einfach, herauszufinden, was "etwas
gescheites" ist?

Beispiel:
Die einen finden es gescheit, ein 100.000% stabiles System zu haben,
egal wie alt die Pakete sind.

Wieder andere finden es sehr gescheit, ein 99,9999% stabiles System zu
haben, wenn sie dafür zweimal im Jahr ein akteulles Spamassassin und
Clamav direkt aus der Distri haben und nicht aus Backports.

Anderes Beispiel:
Der eine fragt, was denn an Kernel 2.6.8 so falsch und schlecht sei?
Der andere kommt grade mit seinem neuen Board aus dem Laden und sucht
händeringend nach X.org-Unterstützung für seine GraKa und Kernel
3.0.1preAlpha wegen seiner SATA3-Unterstützung.

Oder, um einfach mal mich selbst als Beispiel zu nehmen:
Ich ärgere mich sehr, dass mein AMD64 noch nicht unterstützt wird. Dann
fahre ich in die Firma und freue mich, dass mein MIPSEL noch unterstützt
wird. Dann setze ich mich an meinen x86 und ärgere mich, dass Etch immer
noch nicht Released ist, weil wir auf irgendwelche
Scheissegal-Plattformen warten müssen. Was soll ich mit Sparc? :-)


Ich glaube, seit einiger Zeit passiert etwas, das ALLE Distributionen
betrifft: Die Linux-Welt verändert sich deutlich schneller als je zuvor,
und gewachsene Strukturen kommen plötzlich nicht mehr mit. Programme,
die 10 Jahre lang in Version 1.x rumgekrebst sind, sind plötzlich zu
großen Projekten ausgeufert, an denen immer mehr Unterstützung, aber
auch immer mehr Anforderungen unterliegen. Debian als ganzes ist dafür
ein Prima Beispiel. Wenn ich die History auf der Website lese, dann hat
Debian 10 Jahre gebraucht, um 6000 Pakete zu enthalten, und allein der
Versionssprung von Woody auf Sarge hat zusätzliche 3000 Pakete
eingebracht.

Freie Software ist zum Erfolgsmodell geworden. Apple setzt plötzlich
drauf. Mozilla und OpenOffice sitzen Microsoft im Nacken, wie das von
keinem Konkurrenten in den letzten 15 Jahren mehr kennen. Trotzdem
murkeln viele Projekte noch so vor sich hin wie vor 10 Jahren.

Ich glaube, was man tun sollte, ist erstmal einen Schritt zurück zu
machen und sich das aus der Distanz anzugucken, statt sich in Details zu
verlieren und neue Posten zu schaffen.
Für 9000 Pakete braucht man andere Mechanismen der Veröffentlichung als
stabile Brutalo-Release für alle Architekturen gleichzeitig. Derzeit
scheint das Debian-Projekt aber nicht in der Lage zu sein, darüber
undogmatisch zu diskutieren. Ideen gäbe es sicherlich reichlich: Stabile
zwischenreleases für bestimmte Einsatzzwecke wie "Webserver".
Undogmatische Nachaktualisierung von Paketen, die bloß Spiele oder
Bildschirmschoner enthalten - dann ist das Ding eben mal kaputt, wird
eben downgegradet. Es sollte auch ausserhalb der Developer-Listen
Diskussionen geben, was sich die User von Etch wünschen - ich wüsste da
zum Beispiel was: Homogen in die Distri eingebettet eine *systemweite*
Verwaltung für *virtuelle* User, die genau so selbstredend "out of the
box" läuft, wie man das von echten Accounts schon lange kennt, für SMTP,
IMAP, POP, ftp, ... Man könnte den ganzen Pakethaufen auch mal
durchforsten, ob man nicht mal den 7. dhcp-client und den 300.
Bildschirmschoner kickt, wenn der sowieso kaum irgendwo installiert
wird...

Das sind jetzt nur mal so meine Idee.

Gruß,
Ratti


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