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Re: Probleme mit verschiedenen Befehlen



Marc Haber - 05.02.19, 18:18:
> On Mon, 04 Feb 2019 23:29:05 +0100, "H.-Stefan Neumeyer"
> 
> <hsn.debian_user@t-online.de> wrote:
> >Am Montag, den 04.02.2019, 18:14 +0100 schrieb Sven Hartge:
> >> Aber eigentlich will man "su" gar nicht (mehr) benutzen, sondern
> >> "sudo -i" verwenden.
> >
> >Das sagst Du?
> 
> Und er hat Recht damit.

Mit welcher Begründung?

So oder so:

Soweit geh ich ja mittlerweile – mit Einschränkungen – noch mit. Das 
sudo auf meinem System fragt beispielsweise nach dem Root-Passwort, da 
ich gerade nicht möchte, dass falls irgendwie jemand das Benutzer-
Passwort herausfindet, auf dem System auch gleich auch noch Root-Rechte 
hat. Und da ich davon ausgehe, dass der Benutzer mit der Desktop-
Umgebung sich immer noch leichter kompromittieren lässt, als der Root-
Benutzer ohne Desktop-Umgebung… macht das für mich auf meinem Laptop so 
auch Sinn. Außerdem cacht Sudo den Login bei mir auch nur eine halbe 
Minute:

% cat /etc/sudoers.d/defaults 
Defaults        env_keep+=SSH_AUTH_SOCK
Defaults        rootpw
Defaults        timestamp_timeout=0.5

Aber ich mach eben dann doch sudo -i und las das Ding offen, anstatt 
jedes mal wieder sudo dies, sudo das, sudo jenes einzugeben.

Ich sehe auch einen Unterschied zwischen: Mehrere Admins auf einem 
Server und dem privaten Bereich. Auf meinem Laptop, meinen Server-VMs, 
meinem Router bin ich Root und damit basta. Da ist mir sowas von egal, 
was dazu im Log steht. Wenn ich was kaputt mache, dann merke ich das 
schon selbst. Auf dem Linux-Laptop von meinem Vater bin ich auch Root, 
unter anderem, weil mein Vater mit dem, was jemand mit Root-Rechten 
machen kann, gar nichts zu tun haben möchte.

Und so oder so habe ich etwas dagegen, irgendein Verhalten zum Standard 
für alle zu deklarieren. Oder auch nur als Standard für Anfänger. Ich 
hab auch mit "su -" / "su" (je nach Situation) angefangen und kann mich 
ehrlich gesagt nicht daran erinnern, wie die Nutzung von "su" an sich 
dazu beigetragen hätte, einen Fehler zu machen, den ich mit "sudo" nicht 
gemacht hätte. So oder so gilt: Wenn ich mit Root-Rechten Blödsinn 
ausführe, führe ich mit Root-Rechten Blödsinn aus. Und wenn der Server 
danach kaputt ist, dann ist er mit oder ohne Auditing kaputt.

Die Systeme, für die ich verantwortlich bin, sind immer noch die Systeme 
für die ich verantwortlich bin. Und bislang wurde, soweit ich weiß, noch 
keines davon kompromittiert. So richtig kaputt bekommen habe ich auch 
schon lange keines mehr. Ich nehme mir also ein gewisses Recht heraus, 
selbst zu entscheiden, wie ich Dinge angehe… anstatt mir, selbst mit 
teilweise guten Argumenten, vorschreiben zu lassen, wie ich das zu 
machen habe. Und sei es auch nur, dass ich mir das Recht dazu nehme, 
weil ich seit über 10 Jahren Linux-Systeme administriere und dabei 
insgesamt doch erstaunlich wenig kaputt gemacht habe.

Vielleicht habe ich auch dagegen, weil ich so ein "Ich schreib allen 
etwas vor, wie sie ihr System zu bedienen haben"-Verhalten, auch immer 
wieder im Kontext von Systemd mitbekommen habe. Ich bediene das System… 
ich bin dafür verantwortlich, … ich trage die Konsequenzen und ich darf 
die Scherben aufsammeln, falls ich was kaputt gemacht habe. Davor 
bewahrt mich auch kein Sudo dieser Welt, *egal* mit welcher 
Konfiguration.

Und vielleicht habe ich auch etwas dagegen, weil ich vom Amiga herkomme, 
und das Teil abgesehen von Bugs, die es im AmigaOS durchaus gab und 
gibt, einfach genau nur das gemacht hat, was ich ihm sagte, anstatt mir 
vorzuschreiben, wie ich es zu bedienen habe. Oder andersherum: Ein 
Computer ist nur für einen einzigen Zweck dar: Mir das Leben leichter zu 
machen. Punkt. Und idealerweise ist so ein Computer auch ziemlich 
einfach aufgebaut.

Eine Eigenschaft, die mir bei modernen Linux-Systemen mehr und mehr 
abhanden zu kommen scheint. Beim AmigaOS konnte ich noch aus dem 
Stegreif sagen, was jede einzelne Datei macht. In modernen Linux-
Systemen könnte ich nicht mal komplett aufzählen, was Systemd alles 
macht, *obwohl* ich da mittlerweile ausführliche Folien für meine Kurse 
erstellt habe, was beim Plasma-Desktop teilweise alles ineinander 
greifen muss, damit irgendetwas funktioniert, und bin immer wieder 
erstaunt darüber, warum da überhaupt ein Ton raus kommt, wenn eine 
Anwendung Musik abspielt, und was daran alles beteiligt ist (und kaputt 
gehen kann) und warum die Grafik-Ausgabe einer X11-Sitzung mittlerweile 
offenbar sogar eingefroren wird, wenn ich auf eine andere Sitzung 
schalte… und ich daher mittlerweile screen verwende, wenn ich in einer 
Sitzung ein Backup laufen lasse, während ich auf einer anderen Sitzung 
arbeite. Aber zugegeben so macht, machen wahrscheinlich auch nicht 
viele. Da änderten sich wiederholt Verhaltensweisen im System, weil 
irgendjemand meint, dass das so besser ist… und es ist mir teilweise 
nicht klar, inwiefern und wie ich das wieder so konfigurieren könnte, wie 
ich das haben möchte.

Auch sudo ist um Längen komplexer als su. Theodore T'so hat einige 
Einschränkungen von su erwähnt, die ich nachvollziehen kann, deswegen 
gewöhne ich mir auch sudo an. Aber sudo -i werde ich auf absehbare Zeit 
eben weiter verwenden.

So oder so: Rant Ende. Und ihr dürft das so unausgewogen, unsachlich und 
sonst wie finden, wie ihr wollt. Und ihr dürft mir auch gerne vorhalten, 
was mir denn mit meinem Ansatz alles passieren könnte. Ich gehe das 
Risiko ein. Und wenn ich es durch meinen Ansatz total kaputt mache, 
ziehe ich aufs Land, baue in einem Permakultur-Garten Gemüse an und 
schmeiß alle Computer bis auf die alten Amigas aus dem Fenster :)

So, take this. Or not. Mir egal. Jetzt wirklich: Rant Ende.

Ciao,
-- 
Martin



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