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Re: Qualität von Debian



Moin,

damit das hier nicht nach Selbstbeweihräucherung der Linux-Nutzer
ausschaut, noch paar Anmerkungen von mir dazu.

Am 16.04.2016 um 21:40 schrieb Frank Lassowski:
> Moin!
>
> Ich möcht auch meinen Senf dazu geben.
>
> Am 16.04.2016 um 20:45 schrieb Victoria:
>
>>>> Am 15.04.2016 um 22:20 schrieb achim-duman:
>> [...]
>>>> Vielleicht teilt der eine oder andere von euch meine Kritik und
>>>> erkennt den kausalen Zusammenhang zwischen Anwenderfreundlichkeit und
>>>> Gewinnung von neuen Usern einerseits und andererseits die
>>>> Bereitschaft der Industrie ihre Produkte so zu gestalten, dass sie
>>>> auch optimal von Anwendern genutzt werden können, die Betriebssysteme
>>>> von der Linuxgemeinschaft nutzen. Viele Grüße Achim 
>> Ehrlich gesagt kann ich diese Kritik nicht im geringsten teilen.
> Ich auch nicht. Ich bin mit Debian stable vllt. nicht unbedingt
> glücklich, aber hochzufrieden. Es gibt hin und wieder mal Problemchen,
> das mag aber auch daran liegen, dass meine Rechner nicht die
> allermodernsten sind, sondern schon ein paar Tage auf dem Buckel haben.
> Diese Problemchen sind aber selten hartnäckig.

Das muss man eingestehen. Leider gibt es immer wieder Probleme, die mich
nahezu zum Verzweifeln bringen, doch immerhin - man kann die Probleme
lösen! Auch wenn der "Support" durch die Gemeinschaft der User für
Windows in den letzten Jahren besser geworden ist, bekommt man doch
meist nur nichtssagende Zahlen als Fehlermeldung oder oft genug auch gar
keine Meldung. Es funktioniert etwas nicht und das war es. Ich erlebe
das immer wieder auf Arbeit als Anwender, die Probleme nerven natürlich!
Bei Debian hat man aufgrund der offenen Software halt deutlich mehr
Chancen, das ein Problem auch wirklich gelöst werden kann. Der Weg kann
bis dahin steinig sein, aber das ist besser als keine (oder eine teure!)
Lösung.

> Mit Debian angefangen habe ich vor etlichen Jahren, Dezember 1998 mit
> Suse 6.0. Schreckliches Zeug, nur ein paar Mal ausprobiert, dann CD
> entsorgt. Die Schmerzen mit Windows waren wohl noch nicht groß genug.
>
> Kai-Martin hat sich dann Anfang '99 meiner angenommen und mir Debian
> empfohlen. Bei irgendeinem Verlag CDs gekauft(!) und den Kram (slink)
> installiert.
>
> Es gab vieles, was nicht funktionierte, und etliches, was Zeit brauchte,
> z.B. audio. Aber ab dem Zeitpunkt benutzte ich beides parallel, so weit
> es eben ging. Oft mithilfe oben genannten Gurus :-)
>
> Die Schmerzen mit Win98 und dann XP wurden so groß, dass dann woody
> erstmals mein Haupt-OS wurde. Sarge ließ dann - bis auf Homebanking und
> DVDs gucken - keine Wünsche mehr offen und Windows ging hier komplett
> baden. (Naja, fast, es gibt seitdem eine VM mit XP...)

Ich bin 2005 umgestiegen und habe mit Sarge angefangen. Ja, Video war
ein Problem, optische Laufwerke auch mal. Faszinierend war für mich
aber, das auf der damaligen Hardware unter Windows XP die Soundkarte
nicht zum Spielen zu bewegen war, während sie unter Debian auf Anhieb
lief :-)

> Mein ältester Rechner ist eine Installation von sarge, die seitdem immer
> wieder per apt oder aptitude ein dist-upgrade erhielt und inzwischen mit
> jessie immer noch flott genug läuft.
>
> Allein *das* ist mehr als einen Kotau vor Debian wert. Man stelle sich
> vor Windows von 2005 an kontinuierlich aktualisiert zu haben und während
> dessen noch etliche Male Hardware auszutauschen. Wäre das überhaupt
> gegangen? k.A., ist mir auch egal. Ich habe zu oft BSODs und
> Neuinstallationen erlebt.

So lange klappte das bei mir nicht, entweder wurde die Festplatte
ausgetauscht oder ich habe mangels Erfahrung und Wissen dann doch die
Kiste neu aufgesetzt, weil meine Probleme mit Partitionierung oder LVM
oder RAID zu groß wurden oder ich das System irgendwie kaputt
konfiguriert hatte. Das kommt vor, wenn man zu eilig den Erfolg haben
will. Dennoch stimme ich zu - ein System-Upgrade über so viele Jahre
hinweg kann man bei Windows praktisch vergessen.

> Kritik an der Installationssoftware? Ich erinnern mich dunkel an
> synaptic, aptitudes tui oder dselect... Nutz ich nicht, brauch ich
> nicht, apt-get oder aptitude cli reicht.

Der Debian-Installer hat durchaus Macken. Beim aktuellen stable wird
gern mal grub auf die falsche Platte geschrieben, weil man sich aus der
Anzeige heraus nicht sicher ist, die richtige erwischt zu haben. Ich
habe das vor Kurzem erlebt, selbst das Deaktivieren einer Platte im BIOS
(!) verhinderte nicht, das der Installer sie erkannte und angezeigt hat.
Letztlich hab ich mich damit beholfen sie abzuklemmen, doch zuvor hatte
ich in zwei Fällen das Problem mit zerlegtem grub und Stunden an Arbeit,
bis die Rechner wieder normal gebootet haben. Insofern gibt es durchaus
Kritik an Mängeln, finde ich, aber solche Macken gibt es eben unter
Windows genauso. Wie gesagt - man muss nichts dafür bezahlen!

> Und ich glaube, wer durch Apple oder MS genug Schmerzen erleidet und
> dann Linux wirklich benutzen *will*, der wird auch verstehen wollen, wie
> der ganze Kram unter der Haube funktioniert, zumindest soweit, dass die
> gewonnen Freiheit echt Freude erzeugt.

Das sehe ich auch so. Mit einem Arbeitskollegen hatte ich letztens eine
solche Diskussion geführt. Er ist auch der Ansicht, das eben ALLES von
Grund auf funktionieren müsse. In der Praxis ist das eben nicht der
Fall, was natürlich Ärger verursachen kann. Die Probleme lassen sich
aber i.d.R. lösen, nur muss man das wollen und halt ein wenig Zeit
investieren, dazu ist er offenbar nicht bereit. Ich setze andere
Prioritäten, für mich sind eine möglichst umfassende Kontrolle über
meine Rechner und meine Daten wichtig.

> Aber auch komplette Anfänger kommen mit Linux wunderbar klar. Der Rest
> meiner Familie hier nutzt ebenfalls ausschließlich Linux, völlig easy,
> vollständig ohne Schwierigkeiten.
>
> Debian stable ist geil. Ich finde da ehrlich keinen Ansatz für
> ernsthafte Kritik.
>
> Wie es mit Unstable oder gar experimental aussieht kann ich nicht
> beurteilen, weil ich es aus triftigen Gründen nicht nutzen möchte. Bin
> kein Programmierer.
>
> Ich frage mich gerade auch ernsthaft, wann das letzte Mal einer meiner
> Rechner durch *OS-Fehler* - nicht durch den User verursacht -
> unbenutzbar wurde. Ich kann mich ehrlich nicht erinnern.
>
> Schönes WE noch
>
> Frank

Ich habe es bisher nicht geschafft, die Familie von Linux zu überzeugen.
Missionieren will ich nicht, das ist eher kontraproduktiv. Die
Verwandten sind alt genug, um Vorteile und Nachteile einschätzen zu können.
Linux hat Vor- und Nachteile. Vor Kurzem musste ich feststellen, das
meine Hardware vermutlich eine Macke hat, die sich bis zu Debian 6 nicht
ausgewirkt hat, danach aber praktisch ein Arbeiten unmöglich machte.
Andererseits habe ich einen Flachbettscanner bekommen, der durch einen
Umstieg auf Windows 7 unbenutzbar geworden ist - die alten Treiber
lassen sich nicht mehr installieren und aktuelle für Windows 7 gibt es
nicht! Debian hat mit dem Scanner (Canon CanoScan N650U) hingegen keine
Probleme :-)
Insofern kann ich nur raten, auch mal Linux auszuprobieren, wenn Windows
es nicht mehr tut oder zu langsam geworden ist.

-- 


Mit freundlichem Gruß
Jan Kappler


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