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[Debian]:Re: Mailsystem



On Fri, Jul 28, 2000 at 02:14:34PM +0200, Michael Hierweck wrote:
> 
> wie arbeite ich mich am geschicktesten in die Funktionsweise und
> Konfiguration eines Mail-Systems ein? Zur Zeit verwende ich einfach SMTP
> bzw. POP3 via Netscape direkt bei meinem Provider.

Es gibt zwar ein Mail-HOWTO, ich weiß aber nicht wie aktuell das
ist. Sehr viel habe ich tatsächlich über die Doku zu den Programmen
gelernt zuzüglich gelegentlicher Artikel im Netz oder in
Zeitschriften. Vielleicht gab es ja auch im Linux-Magazin
(www.linuxmagazin.de) oder in der Linux-Gazette (www.linuxgazette.com)
in letzter Zeit einen Artikel dazu, der Online verfügbar ist.
 
> Es gibt hier weitere User, die genauso verfahren. Es gibt hier ein
> kleines LAN, welches über eine Dial-Up-Verbindung mit dem Internet
> gekoppelt ist.
> 
> Ich möchte letzlich folgendes erreichen:
> 
> Ein Cronjob holt Mail regelmäßig via POP3 beim Provider ab und stellt
> lokal zur Verfügung. Ebenso übergibt er Maisl, die an fremde User
> adresseirt sind via SMTP in die Obhut des Providers. Lokal sollen die
> Mails allen Usern - egal auf welchem Rechner sie eingeloggt sind zur
> Verfügung stehen. Außerdem soll es möglich sein, intern Mails zu
> verschicken. (Ohne den Umweg über die externe Mail-Adresse.)
> 
> Ich verstehe vom Thema "E-Mail" zur Zeit noch nicht viel, habe aber exim
> und fetchmail installliert und mir auch die Dokumentation angeschaut.
> Die exim-Dokumentation ist sehr ausführlich, leider verstehe ich sie
> nicht, da mir noch Hintergrund wissen fehlt. Außerdem fehlt mir die
> grundsätzliche Idee, wie die Sache zu realiseren ist.

Vorweg: Ich benutze noch slink, viel dürfte sich hier mit potato aber
nicht geändert haben, ich weiß nur von einer neuen Major-Release bei
Exim, die Formatänderunge der Konfigurationsdatei mit sich gebracht
haben soll.

Der grundsätzliche Aufbau könnte folgender sein:

Ich würde die ganzen Mail-Daemons auf einem Rechner installieren und
zwar auf dem, der auch den Zugang zum Internet bereitstellt. Der
dürfte dann ja auch immer an sein.

Eingehende Mails:
Diese werden beim Verbindungsaufbau von fetchmail aus beliebigen
POP3/IMAP-Boxen aus dem Internet abgeholt. Dieser reicht die Mails an
einen lokalen MTA/MDA (Mail Transport/Delivery Agent, z.B. exim)
weiter, welcher die Mails auf dem selben Rechner gleich zustellt. Auf
diesem Rechner installiert man dann einen POP3- und/oder IMAP-Daemon,
damit die User die Mails auch abrufen können.

Ausgehende Mails:
Hierzu benutzt man den selben MTA. Wenn ein User eine Mail verschickt,
guckt er jeweils, ob sie lokal zugestellt werden soll und macht dies
dann auch gegebenenfalls. Falls sie ins Internet soll, reicht er sie
eben entsprechend weiter. Wobei man bei exim auch einfach einstellen
kann, daß er lokale Mails immer sofort zustellt, andere aber erst auf
Anstoß (also bei einem Verbindungsaufbau).


Nun also zu den Programmen:

Mit exim und fetchmail bist Du schon auf dem richtigen Weg. Zusätzlich
wirst Du also noch einen POP3- und/oder IMAP-Daemon brauchen. Ich weiß
nicht welche Pakete es dazu in potato gibt, in slink waren es wohl
ipopd, qpopper, cucipop und imap. Wenn es alle Clients unterstützen
würde ich zu dem letzteren greifen, sonst kannst Du ja auch noch einen
POP3-Daemon zusätzlich installieren.

Fetchmail:
Fetchmail ist ziemlich straight-forward. Das einfachste ist es, wenn
Du beim Aufbau der Verbindung jedesmal fetchmail aufrufst (mit einem
Skript in /etc/ppp/ip-up.d) und eine zentrale Konfigurationsdatei in
/etc für alle benutzt. Allerdings müssen Dir dafür natürlich alle ihr
Passwort mitteilen. Wenn jetzt regelmäßig Mails abgeholt werden
sollen, brauchst Du nur noch ein Aufbau der Verbindung auslösen (etwa
mit ping -c 1 www.de.debian.org) alles weitere läuft automatisch.

POP3/IMAP-Server:
Die POP3/IMAP-Server sind in der Regel noch simpler als fetchmail.


Exim:
Exim ist zunächst etwas erschlagend, aber ich habe mich in die
Konzepte sehr schnell reingefunden und kam dann auch klasse damit
klar. Es ist eben ein vollständiger MTA, mit dem auch im Internet ganz
normal Mail zugestellt, weitergereicht usw. werden. Da braucht man in
seinem kleinen LAN natürlich nicht jedes Feature.

Zum Einstieg solltest Du in /usr/{share/}doc/exim mal oview.txt.gz und
die ersten Kapiel von spec.txt.gz überfliegen. Nicht alles genau lesen
und verstehen wollen. Wenige wichtige Teile getrost überspringen
("Building and installing" etwa, der genau Syntax von irgendwelchen
Lookups um Informationen aus Dateien und Datenbanken auszulesen oder
die ganzen transports, director, router kann man bei Bedarf
nachschlagen). Es geht halt darum, erstmal einen Überblick zu
bekommen.

Bei exim läuft viel (so daß bei potato mit exim 3.x nicht anders
wurde) über die Drivers, aufgeteilt in Transports, Directors und
Routers. Darüber entscheidet sich, was mit einer Mail passieren soll
(lokal zugestellt, an einen anderen MTA weitergereicht) und wie dies
gemacht werden soll (z.B. Zustellung indem die Mail in eine Datei
geschrieben wird oder an ein Programm weitergereicht wird). Darüber
laufen dann auch noch Auflösungen von Alias-Namen etc.


Hier noch ein paar bestimmte Einstellungen, die ich bei mir gemacht
habe. Wie schon gesagt, bei potato kann das etwas anders sein:

- queue_remote = true
  Durch diese Option im Hauptteil von exim.conf werden nach aussen
  gehende Mails nicht sofort zugestellt, sondern erst wenn dies beim
  nächsten Verbindungsaufbau mit 'exim -qf' aus einem Skript in
  /etc/ppp/ip-up.d gefordert wird.

- smtp_accept_queue_per_connection = 0
  Diese Option für exim ist gerade im Zusammenspiel mit fetchmail
  wichtig. Letzterer füttert exim ja gerne gleich mit einem ganzen
  Stapel an Mails. Exim macht nach ein paar (Default: 10) von der
  selben Quelle ersteinmal eine Pause. Mit dieser Option verhindert
  man das.

- localdomains = ...
  Einige geben hier noch 'localhost' als localdomain mit an, da exim
  sonst mitunter die Mails von fetchmail zurückweist. Ich habe das
  lieber so gelößt, daß ich fetchmail eine "vollständige Emailadresse"
  mitgeteilt habe. Also in der fetchmailrc statt '.... is marko here'
  besser '.... is marko@rincewind here'.

So, ich hoffe Dir einen etwas besseren Einblick gegeben zu haben. Wenn
Du weitere und möglicherweise auch gezieltere Fragen hast, wirst Du in
der Mailingliste ja oft ein offenes Ohr finden.

-- 
marko schulz

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