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[Debian]:Qmail - Erfahrungen



  Qmail - Erfahrungen
  Thomas Bader (thomasb@trash.net)
  22. Mai 2000


  Hi there!

  Nachdem wir ja vor einiger Zeit über die Vor/Nachteile einiger MTAs
  diskutiert haben und ich immer vehemment Sendmail verteidigt habe,
  habe ich mir doch mal Qmail angesehen. Ferner habe ich gesagt, ich
  werde einen Erfahrungsbericht an die Liste posten. Here it is; ich
  hoffe er hilft einigen Leuten, die zur Zeit damit beschäftigt sind
  einen MTA/MDA für sich auszuwählen.

  Als Grundlage verwende ich ein Debian GNU/Linux 2.1 System, wie es an
  vielen Orten gängig sein sollte. Es ist möglich, dass in neueren
  Version einige Dinge anders (und hoffentlich auch besser) sind.

  In dselect sah ich, dass ich Qmail selber kompillieren müsse. Okay,
  kein Problem, der Source ist ja bereits auf Debian vorbereitet. Ich
  wähle also schnell "+", installiere das ganze und lasse das build-
  Skript von Qmail laufen. Eine Viertelstunde später war ein taufrisches
  .deb auf der Platte. Beim Installieren jedoch verlangte das Teil den
  "tcpserver".  Wieso wurde ich in dselect beim Installieren des Source
  nicht schon darauf hingewiesen? Also, "tcpserver" schnell installiert.
  Schon wieder kompillieren *seufz*. Nachdem auch das erledigt war,
  konnte ich nach dem Postinst ein schon fast funktionierendes MTA/MDA-
  System in Betrieb nehmen.

  Wäre da nicht folgende Sache: Wie lasse ich meine Mails über einen
  Smarthost (aka SMTP-Server des ISPs) laufen? Ich wechsle also kurz
  nach /usr/doc/qmail. Nach einem "ls -l" sehe ich 39 Dateien, aber
  keinen Index dazu, was ich wo finden kann. In der README.gz erwartet
  mich nur ein Hinweis auf die Homepage von Qmail und auf welchen
  Systemen es läuft. Na ja, nach einem Blick in FAQ.gz wurde mir schon
  klar, wie ich einen Smarthost benutzen muss. Die Antwort 2.1 kommt
  meinem Anliegen schon am nächsten, aber ich muss die Lösung abändern,
  denn ich will weiterhin Nachrichten lokal zustellen. Besser wäre es,
  wenn man hier einen eigenen Punkt à la "How do I use my ISPs mail
  server to deliver non-local mails" eingefügt hätte, alles andere
  verwirrt einen Einsteiger nur.

  Beim Experimentieren entstehen gelegentlich auch Bounces :-0. Ich
  fragte mich jedoch, wieso die nicht bei Postmaster bzw. root ankommen.
  Obwohl in der README.Debian.gz steht, dass ein  alias/.qmail-
  postmaster während dem Postinst erstellt worden sein sollte finde ich
  keines vor. Ich erstelle selber eines. Was ich auch vermisse sind die
  typischen Aliase hostmaster@, abuse@ und usenet@, die in Rfc 822
  vorgeschlagen werden. Ich muss diese wohl oder übel selber erstellen
  -> hätte man besser gleich beim Postinst machen sollen.

  Apropos Alias: Das alle Alias in  alias als .qmail-Datei vorliegen
  finde ich noch vorteilhaft. Man kann so z.B. Alias über ein CGI-Skript
  erstellen, ohne dass es root-Rechte braucht. Das Benutzer Aliase in
  der Form benutzername-alias@host machen können finde ich auch gut. Bei
  Sendmail geht das aber auch über benutzername+alias@host, ohne dass
  man vorher eine Datei erzeugen muss.

  Ein Nachteil besteht aber auch bei den Aliasen, die jeder Benutzer für
  sich anlegen kann. Wenn es Benutzer eine virtuelle Domain besitzt,
  dann muss dafür ein Eintrag in /var/qmail/control/virtualdomains
  gemacht werden:




  domain.ch:bob




  Diese Domain muss auch noch in /var/qmail/control/rcpthosts angegeben
  werden. Nun werden Mails an diese Domains von den .qmail-Dateien des
  Benutzers "bob" gesteuert, z.B.  bob/.qmail-info für info@domain.ch .
  Wenn nur der Benutzer "bob" noch eine weitere Domain will, dann muss
  der Eintrag in /var/qmail/control/virtualdomains so aussehen:



       domain.ch:bob-domain
       other.ch:bob-other




  Und "bob" kann die Domänen über  bob/.qmail-domain-* und  bob/.qmail-
  other-* steuern. IMHO ist dies sehr umständlich und mit vielen Aliasen
  kriegt man frühere oder später ein Durcheinander. Da liebe ich das
  Konzept von sendmail, die /etc/mail/virtusertable, grad wieder.

  Wenn man schon einmal Qmail auf der Platte hat, dann muss man sich
  grad noch ezmlm anschauen. Dieser Listenmanager ist sehr genial und
  hat viele Features. Mir gefällt daran, dass jeder Benutzer auf dem
  System seine eigene Mailinglisten erstellen kann, ohne den
  Systemadministrator bemühen zu müssen. ezmlm kommt auch ohne grosse
  Konfigurationsarbeiten aus; ein einfaches ezmlm-make reicht und schon
  läuft die Liste (die Manpage sollte man aber schon durchlesen, um zu
  sehen, welche Switches nötig sind um die Liste an die eigenen
  Bedürfnisse anzupassen).

  Mir fällt auch auf, dass ich mit Qmail die Möglichkeit habe die
  Mailbox eines Benutzer in sein Homedir zu nehmen. Das finde ich toll,
  jedoch lässt sich dies auch mit procmail erledigen, ohne dass ich
  einen speziell angepassten MDA benötige. Das Maildir-Format ist
  natürlich auch unschlagbar (vorallem wegen dem Locking); doch auch
  dies kann ich über procmail erreichen. Und ein Wehrmutstropfen bleibt:
  Wenn die Mailbox im Homedir des Benutzers ist, kann ich sie nicht mehr
  via POP3 abfragen bzw. ich muss den POP3-Server von Qmail nehmen.

  Ein grosser Nachteil von Qmail ist der, dass es nicht möglich ist eine
  Mailbox für den Super-User 'root' anzulegen. In der Dokumentation
  steht die Begründung, das sei wegen der Sicherheit. Logo ist das
  sicherer. Nur auf System auf denen mehrere Benutzer Zugriff auf den
  root-Account haben und Mails an root@host an diese Benutzer gealiast
  sind, behalte ich jeweils eine Kopie der Mails in root's Mailbox. Wenn
  mal Mails bei diesen Benutzern verloren gehen, habe ich immer noch
  eine Kopie in root's Mailbox.

  Ich schaue mir bei dieser Gelegenheit auch gleich noch
  /usr/doc/qmail/SECURITY.gz an. Offensichtlich scheint Qmail doch
  sicherer als Sendmail zu sein :*)

  Für mich steht jedoch fest, dass ich nicht zu Qmail wechseln werde.
  Ich weiss um die Vorteile, jedoch auch um die Nachteile. Ich bin mir
  als mehrjähriger Sendmail-Benutzer halt eben an die Benutzung dieses
  Programmes gewöhnt. Auch unterstützt Sendmail in der neusten Version
  SMTP-AUTH, was ich benötige. In der Dokumentation zu Qmail habe ich
  nichts finden können, wie man das mit Qmail erledigt (ich lasse mich
  jedoch eines besseren belehren). Der grösste Nachteil bei Sendmail ist
  IMHO, dass es sozusagen ein Programm von Nerds für Nerds ist.


  Grüsse, Thomas

  PS: Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Das Copyright liegt
  bei Thomas Bader (thomasb@trash.net). Dieser Text darf gemäss der GNU
  General Public License verbreitet werden.

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