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[German] Fehlgeleitete Entwicklungshilfe für Namibia?



Hi,

sorry for forewarding German text, but IMHO this might be a valuable information
for the SkoleLinux project.  Please spread it to / translate it for the
people who might be interested.

Kind regards

           Andreas.


http://www.pro-linux.de/news/2006/9220.html

Fehlgeleitete Entwicklungshilfe für Namibia?
Gesendet von hjb am Di, 31. Jan 2006 um 10:19   Die Organisation »Charity
Network« und der Lions Club Norderstedt betreiben ein Projekt, das Schulen in
Namibia mit ausgedienten PCs und Windows 2000 ausstatten will.

Das Charity Network will gemeinsam mit dem Lions Club Norderstedt und
Hardware-Spendern ca. 660 ältere PCs (ab 500 MHz Takt) an 150 namibische
Schulen verteilen. Als Betriebssystem soll Windows 2000 aufgespielt werden,
weil dafür angeblich noch lange Support gewährt wird. Die Lizenzen für Windows
2000 stammen aus dem MAR-Programm von Microsoft und kosten jeweils 5 US-Dollar.
Für diese Software werden jedoch keine Medien geliefert, was langfristige
Wartungsprobleme schafft.

Trotz der zweifellos guten Absicht hinter dem Projekt hat die Linux User Group
Norderstedt Bedenken an dem Projekt geäußert und in einem offenen Brief an das
Charity Network publik gemacht. Die Diskussion kann im Forum der LUG weiter
verfolgt werden.

In einer ersten Anfrage formulierte Michael Edwards die Bedenken
folgendermaßen: »Die Microsoft Lizenzen kosten Geld, die im Nachhinein dazu
führen würden, dass das hart erarbeitete Kapital dann doch wieder in die
Westlichen Länder fließt. Ist das beabsichtigt, oder nur nicht berücksichtigt?
... Wäre denn den Namibischen Schulen und den Schülern nicht viel eher
geholfen, wenn sie Open Source Produkte einsetzen würden? ... Meines Wissens
wird Microsoft die Unterstützung für Win2000 auch nicht mehr lange liefern.«

Das Charity-Network wollte diese Bedenken nicht teilen: »Windows 2000
Professional wird zudem noch über mehrere Jahre lieferbar sein. Als Nachfolger
steht auch schon XP in der Vorbereitung für unseren Projektansatz. Mit den
örtlichen namibischen Schulen ist zudem das Prinzip abgesprochen; sie wünschen
diese Konfiguration.« Weiter wird ausgeführt, daß in Namibia nur ein
»verschwindend kleiner Teil der PC-Community für Linux votiert« und daß die
»potentiellen Abnehmer« die »deutsche PC-Gemeinde« sei, von der nur 7% Open
Source nutze.

Michael Edwards fragte daraufhin bei SchoolNet Namibia nach, das bereits vor
drei Jahren erklärt hatte, daß Microsoft-Software aufgrund der hohen
Folgekosten selbst geschenkt noch zu teuer sei. Die Antwort von Joris Komen,
dem Direktor von SchoolNet Namibia, kam prompt. Sein Schreiben deutet darauf
hin, daß er mit dem Charity Network direkt kommuniziert hat, um Näheres zu
erfahren. Er beklagt sich, daß auch dieses Projekt fehlgeleitet sei und, wie so
viele andere zuvor, für Namibia nichts als Schwierigkeiten bringen werde. Seine
Organisation verbringe enorm viel Zeit damit, den Schaden zu reparieren, der
durch solche patronisierenden »Hilfen« der entwickelten Welt entstehe. Die
Hilfsorganisationen würden Rechner bringen, symbolische erste Unterstützung
leisten und sich dann verdrücken, bevor die Systeme zu streiken beginnen.

Zwar sei Namibia nicht abgeneigt, Second-Hand-Computer zu akzeptieren, aber nur
unter langfristig tragbaren Kostenmodellen mit Support für drei bis fünf Jahre.
Besonders hart geht er mit der Windows-Software ins Gericht: Der »Wunsch« nach
Windows 2000 komme entweder direkt von einer »M$FT Person« oder sei eine
Selbsttäuschung. Es sei auch nicht korrekt, daß nur wenige GNU/Linux verwenden.
Nur 33, meist private, Schulen würden Microsoft-Produkte nutzen, mehr als 340
Schulen dagegen die Linux-Lösung von SchoolNet namens OpenLab. Die Vorteile von
OpenLab haben nach seinen Angaben mehr als 200.000 Benutzer überzeugt.

Unter Verwendung der Angaben von Joris Komen verfaßte die LUG Norderstedt
daraufhin einen offenen Brief an das Charity Network. Aufgrund verschiedener
Publikationen nimmt das Echo auf diese Aktion ständig zu. Die LUG gibt an,
inzwischen hunderte von Emails zu dem Projekt erhalten zu haben.

Information: forum.lug-norderstedt.de

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