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Re: Leicht OT: btrfs nutzbar im Produktiveinsatz?



Am Donnerstag, 10. November 2011 schrieb Frank Lanitz:
> Hallo Liste,

Hi Frank,

> wir hatten heute morgen eine kleine Diskussion, ob btrfs schon so weit
> ist, produktiv im Servereinsatz angewendet zu werden. In der c't gab es
> wohl einen Artikel, in dem es so gestanden haben soll (oder man es
> ableiten konnte daraus - habe den noch nicht gelesen). Meinem
> Verständnis nach ist es auch in der aktuelle Kernel Version 3.1+ immer
> noch in einem Entwicklungsstatus. Täusche ich mich da? Habt Ihr
> praktische Erfahrungen im Einsatz bzw. plant Ihr ihn?

Kurze Antwort: Nein. Es ist meiner Einschätzung nach noch nicht 
produktionsreif.

Lange Antwort: Ich nutze es für mein Musik-Laptop - / und /home - sowie 
für ein /home_lokal auf meiner Workstation auf der Arbeit - /home ist NFS 
- mit Backup auf Ext4 sowie als / auf meinem Haupt-Laptop. *Zum Testen*. 
Denn bevor wir entscheiden, dass auf Kunden loszulassen, will ich erstmal 
selbst für Monate, besser Jahre gesehen haben, dass es geht.

Bislang habe ich noch keine Daten verloren, bis auf ein RAID 0 über 15 SAS 
2 TB HDDs für einen Binary News Server mit Diablo. Das Dateisystem war 
nicht mehr mountbar - weiß nicht mehr genau, was da los war, kann sein 
dass die Kiste im Betrieb abgestürzt ist. Vielleicht hätte sich da mit 
btrfs-zero-log was machen lassen, aber das kannte ich zu dem Zeitpunkt 
noch nicht.

Folgende Kriterien gelten für mich:

1) BTRFS ist im Kernel nicht mehr als experimentell markiert.

2) mkfs.btrfs zeigt keine Experimentell-Warnung mehr.

3) Es gibt ein vollständiges fsck.btrfs

Bei 1 und 2 würde ich mich auch damit begnügen, dass die Entwickler 
entschieden haben, das zu ändern, auch wenn es vielleicht noch nicht 
umgesetzt ist.

Sind diese Kriterien erfüllt, würde ich meinen BTRFS-Einsatz langsam 
ausweiten.


Folgende Punkte, wers Testen möchte:

1) Neuester Kernel, hinreichend aktuelle Tools.

2) Falls es sich nicht mehr Mounten läßt. btrfs-zero-log aus den Git-Stand 
der btrfs-Tools. Mit make btrfs-zero-log nach dem allgemeinen Make extra 
zu übersetzen. Soweit ich mal las, sollte das Thema eigentlich gefixt 
sein... aber sicher bin ich mir da nicht.

3) Das aktuelle btrfs-progs-Release von Chris Mason macht nun auch offiziell 
Scrubbing. Dabei prüft BTRFS im Hintergrund anhand der Prüfsummen, ob alle 
Daten okay sind:

merkaba:/home/martin/Linux/BTRFS/btrfs-progs> ./btrfs scrub status /
scrub status for f0c1f2c2-5faf-451b-9c96-bf6784a13f5c
        scrub started at Mon Nov  7 10:25:47 2011 and finished after 71 
seconds
        total bytes scrubbed: 13.22GB with 0 errors

Ich finde, das gibt ein gutes Gefühl ;).

4) Es gibt mittlerweile auch ein Programm namens "recover", das Daten von 
einem kaputten BTRFS runterkratzt. Sowas ist einfacher zu realisieren, als 
eine In-Place-Reparatur.

5) Jeden Monat fragt jemand auf der BTRFS-Mailingliste nach dem offiziellen 
fsck. Jedesmal sagt Chris Mason nächste Woche oder irgendein Termin. Ich 
würde sagen, es ist fertig, wenn es fertig ist. Ich hoffe aber, dass dies 
bis zum Jahresende noch hinhaut. Die Fedora-Entwickler haben für F16 unter 
anderem aufgrunddessen entschieden, BTRFS doch nicht als Standard-
Dateisystem zu verwenden.

6) Oracle plant laut Aussagen von Chris BTRFS auf Server produktiv 
einzusetzen. Wie oben geschrieben, ich würde damit noch etwas warten.

7) BTRFS unterstützt nur ziemlich wenige - je nach Dateinamenlänge einige 
Hundert - Hardlinks in einem Verzeichnis. Da gabs beim Upgrade des Git-
Paketes in Debian mal Probleme.

Auch wenn ich noch etwas warten würde, denjenigen, die es einsetzen 
wollen, empfehle bereits jetzt schonmal vorzufühlen, was da geht.

Ciao,
-- 
Martin 'Helios' Steigerwald - http://www.Lichtvoll.de
GPG: 03B0 0D6C 0040 0710 4AFA  B82F 991B EAAC A599 84C7


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