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Re: Der unterschied zwischen Debian und Ubuntu...



On Fri, May 05, 2006 at 07:53:19PM +0200, Knut Krause wrote:
> Hallo... ich setze nun seit einiger Zeit Debian ein und bin sehr zu frieden 
> damit... das einziges was mich ein wenig stört ist die etwas rustikale 
> Paketsituation...

Technisch gesehen gibt es ständige Updates des Debian-Pakete. Neue
Paketversionen landen im "unstable"-Zweig (Codename "sid") und ein
Automatismus verschiebt diese nach ein paar Tagen in den "testing"-Zweig
(Codename "etch" - die Vorbereitung für das nächste Stable-Release).
Auch wenn ich normalerweise empfehle, auf "stable" zu bleiben, weil die
Pakete sauberer zusammenarbeiten und es auch zeitnahe
Sicherheitsaktualisierungen gibt, stünde es dir trotzdem frei,
testing/unstable zu verwenden. Dann hast du noch aktuellere Pakete als in
Ubuntu. :) Allerdings zu dem Preis, dass du dich selbst um
Sicherheitslücken kümmern musst bzw. durch die häufige Aktualisierung auch
gerne mal Pakete plötzlich nicht mehr laufen bis dahin, dass der Rechner
plötzlich nicht mehr bootet oder deine grafische Benutzeroberfläche nicht
mehr starten will. Wenn du dich mit Debian etwas auskennst, ist "testing"
also durchaus eine Alternative. Die Entwickler sind natürlich auch froh,
wenn jemand die Pakete testet und Fehlerberichte über bugs.debian.org
abschickt.

Dass es diese "stable"-Releases bei Debian nicht alle halbe Jahr gibt, ist
auch keine Faulheit. Zum einen ist es sehr aufwändig, so ein Release
herauszugeben. Alles muss zusammenpassen und mit
Sicherheitsaktualisierungen versorgt werden. Zum anderen möchten z.B.
Firmen gar nicht unbedingt alle halbe Jahr ein Update haben. Was zu Hause
auf dem Desktop noch unproblematisch ist, kann in Firmen schwierig werden.
Meine Kollegen von der Windoze-Fraktion haben z.B. erst jetzt auf XP
aktualisiert - Windows 3.11 und NT waren Standard. Und unsere
Infrastruktur-Server auf Debian-Basis möchte ich auch nicht alle halbe Jahr
anfassen. Hier ist es wichtiger, auf Überraschungen zu verzichten, auch
wenn man dann nicht den aktuellen Firefox auf dem PC hat. Und Ubuntu hat es
insofern einfacher, als dass es ein bezahltes Team von Entwicklern gibt,
die sich auch dediziert um so ein Release kümmern können. Debian ist
hingegen rein auf freiwillige/ehrenamtliche Arbeit angewiesen.

Vermutlich langweile ich dich aber mit Sachen, die du schon weißt.

> nun habe ich gehört das ubuntu auf debian aufbaut und generell aktuellere 
> pakete im stale zweig hat das es nur für weinige architekturen angeboten 
> wird...

Ja, es gibt alle halbe Jahr ein Release.

> meine frage ist nun:
> wo sind die genauen unterschiede? was für gründe gibt es als normaler desktop 
> anwender debian zu verwenden wenn ubuntu (angeblich) dasselbe in aktueller 
> ist...?

Mal ganz grob und unvollständig zusammengefasse würde ich sagen:
- Ubuntu basiert auf Debian (das Paketsystem ist also dasselbe)
- an Debian arbeiten wesentlich mehr Leute
- Ubuntu hat häufigere Stable-Releases
- Ubuntu ist Desktop-seitig bereits vorkonfiguriert (Gnome) oder auch
  Kubuntu (KDE)
- Ubuntu wendet sich m.E. eher an Linux-Immigranten oder PC-Neulinge
  (das sieht Ubuntu vermutlich anders)

> ich muss mir vor einem wechsel ziemlich sicher sein... das "system" hinter 
> debian gefällt mir schon sehr... (:

Insofern ist es egal, wofür du dich entscheidest. Beide Distributionen
verwenden dasselbe Paketsystem und enthalten auch meistens dieselben
Pakete. Je mehr du im System drinsteckst, um so weniger brauchst du die
Vorkonfiguration, die dir Ubuntu anbietet.

Wer sich für Linux interessiert, der bekommt von mir auch erstmal "nur"
eine Ubuntu-CD in die Hand. Einlegen, installieren, starten, Gnome. Wenn
jemand im Debian-Installer hängenbleibt oder eine Minimalinstallation wählt
und sich dann fragt, ob man im Jahr 2006 immer noch auf der Konsole
arbeitet, dann ist das erst mal schlecht. Aber die meisten Interessenten
haben mittlerweile Debian drauf, weil sie sich mit ihrem System beschäftigt
haben.

Gruß
 Christoph
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